zero crossing

Innerhalb von drei Tagen im März 2000 gedreht und geschnitten, zeigt zero crossing Dialoge des Filmemachers mit neun Personen aus verschiedenen Altersgruppen, die der schwarz-blauen Regierung kritisch bis ablehnend gegenüberstehen und ihre sehr emotionsbetonten Eindrücke sprachlich zu fassen versuchen.
Das Setting ist betont einfach und ökonomisch gehalten. Das Gespräch folgt keinem festgelegten Ablauf, es verläuft vielmehr assoziativ, ist offen für überraschende Wendungen, "gefährdet" vom Stocken der Rede oder leichten Mißverständnissen. Holzhausen begibt sich nicht in die Position des Wissenden, es handelt sich um die Unterhaltung zweier Gleichgestellter. Die Ratlosigkeit angesichts der politischen Lage, die sich immer wieder bemerkbar macht, wird dadurch zur eigentlichen Qualität des Films. Allen gemeinsam ist ein Ohnmachtsgefühl, die Unmöglichkeit, jetzt noch etwas verändern zu können, es sei denn, sich den allwöchentlichen Demonstrationen anzuschließen und damit seinen Protest kundzutun. Die donnerstägigen Wanderungen werden zum Ventil für aufgestaute Affekte wie Wut, Sorge und Angst, zugleich erfüllen sie eine soziale Funktion: Man weiß sich in einer solidarischen Gemeinschaft. "Die Antwort liegt im Gehen", schrieb die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz und: "Im Gehen nichts anderes sagen, als daß ich das alles nicht so will. Auch nicht ertragen kann. Daß alles falsch gewesen. Daß alles neu besprochen werden muß".
In zero crossing geht es darum, wie sich das Unerträgliche in Worte bringen läßt. Gerade in diesem persönlichen Sprechen, das keiner dezidiert politischen Rhetorik bedarf, ergibt sich womöglich eine neue Möglichkeit für einen politischen Akt.

(Dominik Kamalzadeh)


zero crossing zeigt 9 Menschen aus Österreich, die sich Gedanken zur gegenwärtigen politischen Situation machen: über die Regierungsbeteiligung der FPÖ als bedrohliche Wende in der österreichischen Nachkriegsgeschichte;
über die persönliche Verunsicherung und Empörung, die die Angelobung von "Schwarzblau" am 4. Februar 2000 ausgelöst haben; über das fehlende Gedächtnis hinsichtlich "1938" und über die Frage, wie es in diesem Land auf persönlicher wie politischer Ebene weitergehen soll.

Der Film konzentriert sich ausschließlich auf die Gesichter und die Redeweise seiner Protagonisten und beschreibt damit einen Augenblick, der von den Beteiligten als historisch erlebt wird.

(Navigator Film)


zero crossing ist das Dokument eines Augenblickes, März 2000, wie von selbst entstanden, ganz einfach, schnell, emotional, konzentriert auf die wichtigste Grundsituation des Dokumentarfilmes: Der Regisseur und der Protagonist, einander gegenübersitzend, sich unbekannt, aber verbunden durch die gemeinsame Wut über die österreichische Innenpolitik.

(Johannes Holzhausen)

Orig. Titel
zero crossing
Jahr
2000
Land
Österreich
Länge
40 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch
Credits
Regie
Johannes Holzhausen
Kamera
Joerg Burger
Schnitt
Michael Palm
Produktionsleitung
Johannes Rosenberger
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2000
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Hamburg - Int. Kurzfilm-Festival & No Budget
Venezia - Biennale di Venezia
2002
Clermont-Ferrand - Festival de Court Metrage