WARS

Alltag im Speisewagen eines Fernzuges wenn die Gäste ausbleiben. Leere Tische, phlegmatisches Personal. Der Kellner lehnt vor dem Fenster und reinigt bedächtig seine Fingernägel. Auch Koch und Kellnerin üben sich in gelassenem Ausharren. Gesten des Wartens. Kommunikation scheint nicht nötig, denn die eingespielte Routine funktioniert auch ohne sie. Nur das Rattern des Zuges auf den Gleisen ist zu hören - ein gleichmässiges, einschläferndes Geräusch. Diese Monotonie setzt sich in der zwangsläufigen Lethargie des Speisewagen Personals fort. Es scheint ein Geisterzug zu sein, ein Zug ohne Passagiere. Wie durch ein unhörbares Signal ausgelöst, kommt doch noch Geschäftigkeit in die Szenerie. Die drei kehren und wischen. Der Waggon muß geputzt werden, bevor man den Endbahnhof erreicht.

"Durch die Eisenbahnen wird der Raum getötet, und es bleibt nur noch die Zeit übrig." Dieses Zitat Heinrich Heines könnte als Zusammenfassung von Josef Dabernigs Film stehen. Man sieht zwar ständig Landschaftsansichten vor den Waggonfenstern vorbeifliegen, aber der Zug hält nie an. Die Umgebung verflüchtigt sich in der Fahrtbewegung. Dafür wird im Speisewagen die Zeit in ihrer Trägheit um so spürbarer. Langeweile beherrscht das Nicht-Geschehen und wird durch die plötzliche Aktivität des Putzens nicht wirklich aufgehoben. Die eigentliche Professionsausübung der Protagonisten findet nicht statt: es wird weder gekocht noch serviert. Präzise kadrierte Schwarzweiß-Bilder beschreiben in lakonischen Momentaufnahmen den Resopalcharme des Speisewagens als einen sich in Reisegeschwindigkeit bewegenden Mikrokosmos: Dienstleistung als planmäßige Eintönigkeit. Eine unterhaltsame Studie über Bewegung und Stillstand.

(Andrea Pollach)


Alltag in einem Speisewagen eines Fernzuges, in dem die Gäste ausbleiben. Das Personal übt sich in gelassenem Ausharren. Trotz der vorbeirasenden Landschaft vor den Fenstern des Speisewaggons wird die Zeit im Regale der Bordküche oder die vor den Scheiben vorbeiwischende Landschaft. Später, als Bewegung in die Szenerie kommt, verharrt die Aufmerksamkeit bei den banalsten aller vorstellbaren Handlungen: dem Aufkehren des Bodens und dem Abwischen der Tische.

(Gerald Weber)


--> WARS

Orig. Titel
WARS
Jahr
2001
Land
Österreich
Länge
10 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
WARS (Bild)
WARS (Bild)
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Credits
Regie
Josef Dabernig
Drehbuch
Josef Dabernig
Kamera
Christian Giesser
Schnitt
Josef Dabernig
Darsteller*in
Ingeburg Wurzer, Otto Zitko, Josef Dabernig
Produktion
Josef Dabernig
Mit Unterstützung von
BKA. Kunst, Wien Kultur
Verfügbare Formate
16 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Mono
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
s/w
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,33
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
s/w
Digital File (prores, h264)
Festivals (Auswahl)
2001
Viennale - Vienna Int. Film Festival
2002
Triest - Alpe Adria Cinema - Film Festival
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films
Madrid - Semana de Cine Experimental
Regensburg - Kurzfilmwoche
2003
Istanbul - Int. Short Film Festival
Ann Arbor - Film Festival