Lezzieflick

Dekonstruktion – ein für den experimentellen Film noch immer viel bemühter Begriff zur Beschreibung einer Methode und Bewertung eines Resultats – verspricht stets viel und hält oft wenig. Aber im Fall von Nana Swiczinskys Lezzieflick drängt sich der affirmative Bezug zur Postmoderne auf: Scheinbar mühelos präsentiert der Film das Ergebnis eines (vorhersehbaren) Scheiterns der Suche nach Darstellungen erotischer Frauenbeziehungen in allgemeinen Bildbeständen. Gefunden wurden Frauenklischées aus Bildagentur und Pornokarten, ein Fund, der auf den ersten Blick wenig erheitert. Matte, bleiche, pixelige Bilder von starren Frauenposen, am Telefon, bei der Massage, beim Vögeln. Aber Swiczinsky kreiert mittels Morphing-Technik in gewohnt souveräner Handarbeit aus diesen Flachbildern Bewegungen, die in die Tiefe gehen.

Nicht nur in- und nacheinander bewegen sich die Lippen, die Finger, die Fäuste der Frauen – die Bilder werden, so scheint es, zu Räumen. Diese Räume entstehen, technisch gesprochen, in einem komplexen Prozess des Compositing: Mehrere Motive werden durch Übereinanderlagerung in ein Bild, in eine Sicht gestellt. Doch ästhetisch gesprochen erzeugt Swiczinsky diese Räume in ihrer Auseinandersetzung mit dem Befund eines bildlichen Nicht-Orts (des Lesbensex, der Frauenliebe); die Räume in Lezzieflick sind andere Räume, Heterotope, unmögliche Möglichkeiten. Was in dem gefundenen Material der Journalistenklischées und Wichsvorlagen festgezurrt und ausgeschlossen bleibt, kann in den vorläufigen Bildräumen von Lezzieflick aufblinken (flickern). Ein Ergebnis, das man jedem Versuch einer Dekonstruktion nur wünschen kann.
(Andrea B. Braidt)



Lezzieflick ist ein dekonstruktiver Remix vorhandener Heteropornos mit pseudolesbischer Handlung. Die sexuellen Handlungen sind klar erkennbar. Die Körperformen jedoch verfließen und wandeln sich ständig.
Durch den Gebrauch von Morph-Software wird der grobe Raster der Print-Bilder moiréartig verzerrt, einige Pixel werden zu sperrigen Flächen aufgeblasen, andere zu nadelartigen Linien gequetscht.
Der grobe Raster entspricht dem Informationswert des Mainstream-Hetero-Bildmaterials. Geringe Bildauflösung steht hier für geringen Informationswert. (Produktionstext)

Orig. Titel
Lezzieflick
Jahr
2008
Land
Österreich
Länge
7 min
Kategorie
Animation/Pixilation
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
Lezzieflick (Bild)
Lezzieflick (Bild)
Lezzieflick (Bild)
Credits
Regie
Nana Swiczinsky
Musik
Andi Haller
Animation
Nana Swiczinsky
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
4:3
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2008
Wien - Tricky Women / Animationsfilmfestival
Split - Festival of New Film and Video
Lissabon - Queerlisboa Lesbian & Gay Festival
Barcelona Lesbian & Gay Film Festival
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Graz - le.f.t - lesbische.film.tage
Los Angeles - AFI American Film Institute Festival
Jihlava Documentary Film Festival
Wien - VIS Vienna Independent Shorts
2009
Toronto - Inside Out / Lesbian & Gay Film and Video Festival
Gainsville (USA) - FLEX
Hamburg - Lesbisch Schwule Filmtage Querfeld
Dallas - Video Festival
Victoria - Antimatter Underground Film Festival
Hot Springs Documentary Film Festival
New York MIX-NY, Queer Film Festival
2010
Dortmund / Köln - Internationales Frauenfilmfestival
Milano - Lesbian & Gay Film Festival