Passage Briare

Passage Briare zeichnet die Begegnung mit einem Mann auf, in der die Kamera, die Realisierung eines Selbstportraits im öffentlichen Raum ebenso wie das Altern, seine Tücken und körperlichen Spuren thematisiert werden. Sparsam inszeniert dokumentiert der Film mit viel Humor vorsichtige Gesten der Verständigung, die, da ohne Ton, die Sprache der Blicke und ihrer Mimik ins Zentrum des Geschehens rücken. Die Ortsangabe im Titel deutet auf Paris und die langjährige Beziehung der Filmemacherin mit dieser Stadt, in der schon früh eine Serie von Selbstporträts entstand. Sie gibt den Drehort an, einen schmalen Durchgang zwischen zwei Häuserzeilen, in dem Friedl vom Gröller (das Pseudonym Friedl Kubelkas) sich und die flüchtige Bekanntschaft portraitiert. Der Film folgt keinem strengen Rhythmus, besitzt aber mit dem gemeinsamen Auftritt vor der Kamera eine Art Mittel- oder Höhepunkt, der filmisch eingeführt und wieder aufgelöst wird. So zeigt Friedl vom Gröller nach einem kurzen Schwenk auf die Passage und einen vorbeieilenden Passanten, den schlussendlich von ihr erkorenen Protagonisten zunächst allein in Großaufnahme. Gespiegelt in der Fensterfront, bleibt sie selbst, wie bereits in früheren Filmen, Komplizin im Off, bevor sie in der nächsten Einstellung selbst ins Bild kommt und sich neben den Mann auf die gleiche Stufe setzt. Diese Identifikation mit dem Portraitierten nimmt in der Folge skurril-witzige aber auch sehr direkte Züge an, wenn die Filmemacherin eine überraschende, wenngleich alltägliche Aktion setzt, die dem Film selbst zu verraten bleibt. Die Szene schwankt zwischen Schnappschuss und agitatorischer Intervention, zwischen peinlicher Scham und einer erfrischenden, ungezwungenen Nähe. Doch so spontan die Handlung wirkt, vermittelt der Film dennoch nicht den Eindruck einer Momentaufnahme. Das Besondere an Passage Briare ist nicht das Ereignis sondern dessen Intensität: eine eigenwillig-humorvolle Beobachtung über das Altern, angezettelt von der Filmemacherin selbst.

(Rike Frank)


Eine Frau, ein Mann, ein Lachen. Sie sitzen in der Sonne und was sie verbindet, ist die eigentliche Überraschung des Films: Eine Geste der Selbstverständlichkeit, für andere wahrscheinlich ein Tabu. Was diese Geste ist, bleibt dem Film selbst zu verraten. Der anarchische Humor von Passage Briare befreit einen jedenfalls für einen kurzen, schönen Moment von der Angst vor dem Altern.

(Maya Mckechneay)

Orig. Titel
Passage Briare
Jahr
2009
Land
Österreich
Länge
3 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
kein Ton
Downloads
Credits
Regie
Friedl vom Gröller
Konzept & Realisation
Friedl vom Gröller
Kamera
Friedl vom Gröller
Mit Unterstützung von
Innovative Film Austria
Verfügbare Formate
16 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Stumm
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
s/w
Festivals (Auswahl)
2009
Toronto - Int. Film Festival
San Francisco - ATA Film & Video Festival
London - BFI International Film Festival
2010
Rotterdam - Int. Filmfestival
Hong Kong - Int. Film Festival
Ann Arbor - Film Festival
Windsor - Media City
Melbourne - Int. Film Festival