Strobogramm

Eine junge Frau - die Künstlerin selbst - steht in einem Innenraum und betätigt wiederholt einen herkömmlichen Lichtschalter. Diese bescheidene Totale einer alltäglichen Szenerie genügt Flora Watzal als Ausgangsmaterial für eine so präzis durchdachte wie kurzweilige Raum- und Zeitstudie.
Sie unterteilt die Bildoberfläche ihres Videos in ein regelmäßiges Raster. Zu Beginn bekommt das Publikum nur eine schwarze Fläche zu Gesicht. Das Spiel wird damit eröffnet, dass die Deckenlampe eingeschalten wird. Von links nach rechts und von oben nach unten erhellt sich ein Bildsegment nach dem anderen und wird infolge wieder abgedunkelt.
Der Inhalt in den einzelnen Feldern ist jeweils im Verhältnis zum benachbarten Rechteck um acht Kader zeitversetzt. Die extremen Helligkeitsunterschiede ermöglichen es den BetrachterInnen, die gleichbleibende serielle wie sequentielle Wanderung der einzelnen Fragmente über die Oberfläche genau zu verfolgen, wobei die einzelnen Felder ständig neu überschrieben werden. Die Verschiebungen der Hell- und Dunkelanteile innerhalb der Gesamtkomposition ergeben sich schlicht aus den variierenden Intervallen, in welchen die Künstlerin die Deckenlampe an- und abschaltet.
Auf der Tonspur verrichtet und multipliziert sich das leise Klicken des Kippschalters durch die vielfachen Überlagerungen des Klangs zu einem sich ständig modulierenden Geflecht, welches in einem lauten, rhythmischen Rattern gipfelt.
Die Anordnung der Segmente, die von links nach rechts und von oben nach unten "beschrieben" werden, entspricht einerseits den Konventionen der lateinischen Schrift und stellt darüber hinaus auch einen Verweis auf das Medium Video dar. Der zeilenförmige Bildaufbau des aus winzigen Bildpunkten bestehenden Videobildes geht derart schnell vonstatten, dass das menschliche Auge eine kontinuierliche Bewegung wahrnimmt. Dieser Effekt wird von Watzal quasi verlangsamt und vergrößert nachempfunden und somit zur visuellen Sensation in diesem Video mit dem bezeichnenden Titel Strobogramm.
Und alles endet schließlich wieder so, wie es auch begonnen hat - auf die partiellen "Erhellungen" folgt unweigerlich die Dunkelheit.
(Norbert Pfaffenbichler)

Orig. Titel
Strobogramm
Jahr
2011
Land
Österreich
Länge
2 min 12 sek
Regie
Flora Watzal
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
Strobogramm (Bild)
Strobogramm (Bild)
Credits
Regie
Flora Watzal
Konzept & Realisation
Flora Watzal
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2012
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Wien - VIS Vienna Independent Shorts
Neubrandenburg (D) & Szczecin (PL) - dokumentART Film & Video Festival
Paris - Festival des Cinemas Differents Collectif Jeune Cinema
Wien - One Day Animation Festival
2013
Bamberg - Kurzfilmtage
Regensburg - Kurzfilmwoche
Bradford - International Film Festival
Marseille - RISC Rencontres Int. Sciences et Film