Minimal Vandalism

Gemeinhin ist das Berühren von Kunstgegenständen in einem Ausstellungsraum nicht erlaubt. Nicht so in Kay Walkowiaks Minimal Vandalism, wo dieses Verbot geradezu mit Füßen getreten wird. Das Setting ist jenes der Generali Foundation in Wien, Inbegriff eines modernistischen Ausstellungsbaus, der – als neutrale, White-Cube-artige Hülle – in den Akt der Kunstbetrachtung selbst so wenig wie möglich intervenieren soll. Wäre da nicht die schlauchartige Raumflucht mit der mächtigen Betonwand in der Mitte, entlang der in Minimal Vandalism ein Parcours aus minimalistischen Skulpturen aufgebaut ist. Und ein Parcours ist es führwahr, denn nach kurzer Exposition – die ruckartig bewegte Kamera lässt schon Böses erahnen – wird hier eine gänzlich unerwartete Performance entfacht. Kurz sieht man, in einer der wenigen ruhenden Einstellungen, eine Überwachungskamera, und schon geht das Schauspiel los: Aus der Tiefe des Raumes kommend, nimmt ein Skateboarder (Kilian Martin) auf drei übereinander gestapelten Brettern Anlauf, um die Skulpturen einem Härte- bzw. Geschicklichkeitstest zu unterziehen. Der „Performer“ bezieht die Objekte, Kunst hin oder her, unerbittlich in seine Akrobatik mit ein, gleitet an ihnen hoch, schlittert über ihre Oberflächen oder überspringt sie mit Bravour. Inszeniert ist das ganze mit wuchtig hallendem Sound, was die stille Anmutung der Minimalskulpturen noch zusätzlich bricht. In dynamischem Einstellungswechsel sieht man nach jedem ausgeführten Akt in Großaufnahme den Schaden, der so angerichtet wurde. Aber auch hier scheint es, als würden die Objekte durch die bizarren Kratzer, Schleifspuren oder abstehenden Metallspäne mehr zum Leben erweckt als dass sie dadurch ruiniert würden. Der Raum wird vom Blick her mehrfach der milchgläsernen Decke und dem verschlierten Magnesit-Estrich entlang durchmessen – die kurzen, abrupten Skateboard-Fahrten enden aber stets dort, wo ihr eigentlicher Adressat liegt: bei den abstrakten Kunstgegenständen, die so mit sportiver Vehemenz aus ihrem kontemplativen Schlaf gerüttelt werden.
(Christian Höller)

Orig. Titel
Minimal Vandalism
Jahr
2013
Land
Österreich
Länge
4 min
Kategorie
Performance
Orig. Sprache
Kein Dialog
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Credits
Regie
Kay Walkowiak
Konzept & Realisation
Kay Walkowiak
Kamera
Brett Novak
Schnitt
Brett Novak
Darsteller*in
Kilian Martin
Mit Unterstützung von
Wien Kultur, Land Salzburg, bm:ukk, Kulturfonds Salzburg
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2014
Nashville Film Festival
Chicago Underground Film Festival
Osnabrück - EMAF - European Media Art Festival
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films
Victoria - Antimatter Underground Film Festival
Kassel - Dokumentarfilm- & Videofest
Paris - Rencontres International Paris/Berlin/Madrid
2015
Wroclaw - WRO-International Media Art Biennale
Weimar - back-up festival. new media in film