FAREWELL TO HELL

Wie sind wir bloß herein gekommen? In einem Satz (Reißschwenk), mit einer einladenden Geste, "come on in". In einen sonnengelben, verlassen leeren Raum, durch den Stimmen geistern. Der Blick bebt, die Stimmen ruckeln. Ein nackter, rotstichiger Leib atmet, faltet und entfaltet sich bildfüllend. Fleckige, grünschwarze Musterung erscheint wie ein Geschwür. In einem finsteren Gang blicken wir um eine Ecke – in einen Verschlag, aus dem kein Weg nach draußen führt. Und wer lacht hier zuletzt?
Schon 1999 hat die Film-, Sprach- und Performance-Künstlerin Sabine Marte eine Videoarbeit mit dem Vorsatz Ich möchte gerne einmal einen Horrorfilm machen überschrieben. Auf dieses klassische Genre nimmt nun auch ihr jüngstes Werk Bezug: FAREWELL TO HELL spielt in Titel, Bild, harten Soundakzenten und mehrstimmigem Off-Kommentar mit der Andeutung charakteristischer Motive. Ein Spukhaus vielleicht. Ein unbestimmter Körper, in dem etwas zu arbeiten scheint. Die Frau, die zweimal da war. "Sie weiß genau, wie man sich in einem Horrorfilm zu verhalten hat."
Eine geschlossene Erzählung ergibt das nicht. Denn der Film setzt auch auf jene Horrorfilmpraxis, die sich die Einschränkung des Blickfeldes, die Instabilität und Uneindeutigkeit der Bilder, die Möglichkeit ihrer Aufladung und Umdeutung zu Nutze macht. Den wenigen visuellen Motiven, die sich mehrfach wiederholen, langsam Dynamik entwickeln und hart ineinander einbrechen, wird buchstäblich eine Lesart zugesprochen. Aber weil auch Sprache Ambivalenz kann, bleibt die Frage bis zum Ende offen: "Ist jetzt etwas passiert oder nicht?"
(Isabella Reicher)


In Sabine Martes Horrorkabinett der Uneindeutigkeiten säuseln geisterhafte Stimmen, ergeben sich die Bilder dem digitalen Kaderflimmern, wabern die Körper. Das Spiel mit den (Genre-)Codes lässt Filmemacherin und Filmraum zu einer einzigen symbiotischen Performerin verschmelzen. „Sie weiß genau, wie man sich in einem Horrorfilm zu verhalten hat.“
FAREWELL TO HELL, ein Titel griffig wie ein Popsong. Hier (im Film) wie da (in der Musik) verspricht das Unheimliche immer auch Lustgewinn. Also folgen wir Sabine Martes offenherziger Einladung – „Come on in!“ – in ihr farbgesättigtes filmisches Horrorkabinett der Uneindeutigkeiten. Hinein in einen leeren Raum, in dem sich geisterhaft die Stimmen tummeln – flüsternd, säuselnd. Das Bild ruckelt, die fokussierten Körperausschnitte wabern: Ist es noch wörtlich gemeintes Kammer(l)flimmern oder schon Kaderflimmern? Im Spiel mit den (Genre-)Codes verschmelzen Filmemacherin und Filmraum zu einer einzigen symbiotischen Performerin. „Sie weiß genau, wie man sich in einem Horrorfilm zu verhalten hat“, heißt es. Tut sie. Und darum kann es nur ein adäquates Ende geben: „Es endet im Kollaps.“ Immer!
(Diagonale Katalogtext, 2015)


Hier geht es um Dreierlei.
Wobei das eine vom anderen nicht Besitz ergreifen darf. Auch die Stimme aus dem Off. Sie schleicht sich durch die Geschichte, wie ein ungebetener Gast. Die Erzählung ist eher das, was sich im Davor, Dazwischen, Dahinter zu ereignen vermag.

(Sabinde Marte)

Orig. Titel
FAREWELL TO HELL
Jahr
2014
Land
Österreich
Länge
7 min
Regie
Sabine Marte
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Deutsch
Downloads
Credits
Regie
Sabine Marte
Konzept & Realisation
Sabine Marte
Musik
Sabine Marte
Sound Design
Oliver Stotz
Stimme
Sabine Marte
Mit Unterstützung von
bm:ukk
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
4:3
Tonformat
Stereo
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2015
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Victoria - Antimatter Underground Film Festival