Die letzten Bilder der Nacht

Die letzten Bilder (und Töne) der Nacht waren im Fernsehprogramm des staatlichen österreichischen Rundfunks bis zur Einführung des 24-stündigen Sendebetriebs 1994 zwei ineinander überblendete Aufnahmen der zu den Klängen der Bundeshymne im Wind flatternden Landesflagge (samt Bundesadler). Diesen allnächtlich wiederholten "Clip" zeigt der Film von Paul Divjak, wiederholt ihn als etwas anderes.

Die Fahne stand für einen von den medienhistorischen Veränderungen zum Scheitern verurteilten Versuch, Grenzen zu markieren: die Grenze eines nationalen Territoriums (in diesem Fall: Österreichs), das die weltweiten Satelliten- und Kabel-TV-Kanaele schon längst durchqueren, auflösen, zerschneiden; die Grenze zwischen Tag und Nacht, an der die Republik ihren Bürgern gesunden Schlaf verordnet; und die Grenze zwischen dem finstersten Mittelalter der Fernsehgeschichte – der Epoche der staatlichen Monopolsender bzw. öffentlichen Rechtsgewalt über Information und Unterhaltung – und der angebrochenen Ära permanenter Überbelichtung des Lebens durch private Fernsehangebotsvielfalt, in der neue Macht-, Kontroll- und Verblödungseffekte ins Spiel kommen. Die ersten Bilder des endlos verlängerten Tages brauchen keine Fahnen (und Testbilder) mehr, und es bläst ein rauherer Wind.

(Drehli Robnik)

Orig. Titel
Die letzten Bilder der Nacht
Jahr
1996
Land
Österreich
Länge
5 min
Regie
Paul Divjak
Kategorie
Animation/Pixilation
Orig. Sprache
Kein Dialog
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Credits
Regie
Paul Divjak
Verfügbare Formate
Betacam SP (Distributionskopie)
Farbformat
Farbe