I.L.U.V. - In Liebe und Verehrung

... man müßte daher eine Geschichte erfinden, in der es eine Totale mit den Personen gibt, und wenn man eine Großaufnahme macht, dann tatsächlich deshalb, weil man den Kopf der Person abgeschnitten hat ...

(raoul ruiz)


Aufnahmekamera: Eumig C6 Doppel-8-Kamera; Abspielgerät: 16mm-Projektor; 5 Drehtage Sommer 87, 6 Drehtage Sommer 88; nur Einzelbildaufnahme, daher rund 4.000 Einstellungen (= Kader) - kein Schnitt; Doppelbelichtungen in der Kamera; Material: Kodachrome 25, 4 Röllchen; Drehorte: Arena-Wienerberg; Ausstattung: Müllcontainer Arena; Belichtungsvorgang: Ansage der Phase, des Bewegungsintervalls - Darsteller auf/in der Position - Klick - Klack - Streichen der laufenden Nummer im Skript; z. B.: Ansage: "Phase 388 bis 400 - in 13 Schritten: Walter, mit linkem Bein aus Hose raussteigen (5 heben, 5 senken, 3 Gewichtsverlagerung auf linkes Bein), Xav-ver: Körperdrehung nach links und 1. Schritt mit linkem Bein ansetzen!" Struktur: BNS (87) - ILUV (88) 2mal. Tonspur: Pere Ubu Länge: 4 min.
Ein kleines warmes Märchen. A und B wollen. A und B wollen es safe. A läuft durchs Zimmer, um ein Kondom zu holen. Dann kann er über den Spalt im Zimmer/in der Realität nicht mehr zurück und steht im Wald ganz stumm.

(X. C., W. M., J. R.)

Weitere Texte

Johannes Rosenberger zu ILUV von Xav-Ver Challupner

ILUV (In Liebe und Verehrung)ist ein Experimentalfilm von Xav-Ver Challupner, Walter Mathes und Johannes Rosenberger. Er besteht aus 2 Teilen, dem 1987 in 5 Drehtagen hergestellten "BNS" ("Bitte Nicht Schlitzen", Anweisung ans Kopierwerk, das Normal-8-Material nicht zu splitten) und dem 1988 an 6 Drehtagen produzierten ILUV.

Dieser wird wiederholt, sodaß faktisch derselbe Ablauf, die gleiche Geschichte dreimal zu SEHEN ist, während auf der Tonspur Pere UBU mit einem Song zu HÖREN ist, der sich aber nicht ums Bild kümmert, sondern kommt und geht und frei jedes bedeutungsschwangeren Impetus ist. Aufgenommen wurde das Bild mit einer alten Normal-8-Kamera, jenem Amateurformat, das dem Super 8 voranging. Durch eine spezielle Aufnahmetechnik und das "Nicht-Splitten&qout; des Normal-8-Röllchens (das somit als 16mm-Film gespielt werden kann!) entsteht die Vier-Teilung des Bildes. Da das Normal-8-Röllchen aber sozusagen links und rechts gegenläufig belichtet wird, muß die Aktion in etwa 4.000 Einzeleinstellungen zerlegt werden, für die rechte Bildhälfte die Kamera "auf den Kopf" gestellt werden und die Bewegungen rückwärts abgewickelt werden etc., was minutiöse Vorbereitungen und ein ca. 100 Seiten starkes Skript erforderte. Auch gibt es keinen Schnitt und die Doppelbelichtungen erfolgten ebenfalls in der Kamera. Die Anweisungen an die Darsteller lauteten etwa so:

"ansage: phase 388 bis 400 - in 13 schritten: walter, mit linkem bein aus hose raussteigen (also: 5 heben, 5 senken, 3 gewichtsverlagerung auf linkes bein), xav-ver, körperdrehung nach links und ersten schritt mit linkem bein ansetzen!"
Das entspricht 1/2 sec. Film, im linkem oberen Feld.

Zu sehen ist eine rudimentäre Männergeschichte, oder besser: gerade noch eine Geschichte: ein kleines warmes Märchen. A und B wollen es. A und B wollen es "safe". A läuft durchs Zimmer, um ein Kondom zu holen. Dann kann er aber über den Spalt im Zimmer/in der filmischen Realität nicht mehr dorthin zurück, von wo er ausging, sondern irrt wie ein Blöder durch einen verwirrend grünen, tödlich schönen Dschungel. Und: dort verliert A seinen Kopf: eine ihm unbekannte GEWALT säbelt ihm den Schädel ab, welcher ohne den Rest von A ins Zimmer zum erstaunten B zurückpurzelt.

Was soll's? Eine anregende Provokation, eine Einladung zur freien Assoziation über Männer und Kino, über Analyse und Synthese, das Zimmer und den Wald, Männerbeziehungen (in der Liebe, sowie beim Arbeiten), Gewalt, rationale Modelle, patriarchale Strukturen, die "Notwendigkeit" der Abwesenheit der Frau, über Krieg und Tod und Zeit und Kino und über die Winzigkeit des Menschen/Mannes. Und über Mathematik, Präzision und die "männliche Aggressivität des Kinoblicks".

Orig. Titel
I.L.U.V. - In Liebe und Verehrung
Jahr
1988
Land
Österreich
Länge
4 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
keine angaben
Downloads
Filmstill (Bild)
Credits
Regie
Walter Mathes, Johannes Rosenberger, Xav-ver Challupner
Drehbuch
Xav-ver Challupner, Walter Mathes
Kamera
Johannes Rosenberger
Musik
Pere Ubu
Darsteller*in
Walter Mathes, Xav-ver Challupner
Produzent*in
Johannes Rosenberger, Xav-ver Challupner, Walter Mathes
Verfügbare Formate
16 mm (Originalformat)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Mono
Bildfrequenz
24 fps
Festivals (Auswahl)
1988
Wien - StudentInnenfilmfestival
1989
Wels - Österreichische Filmtage
1990
Salzburg - Internationale Film Szene, Stadtkino
München - Internationales Festival der Filmhochschulen
1991
Karlsruhe - Cinevideo - Tage des unabängigen Films