DIN 18035

Ein Fußballfeld entsteht, nach einem bis ins Detail normierten Prozess. Sand- und Erdschichten werden aufgeschüttet und planiert, Rasenstücke ausgerollt und zugeschnitten. Nichts wird dem Zufall überlassen. Erst wenn Natur in Form gegossen ist, kann das Spiel beginnen.

Baggerschaufeln rauen Erde auf, massive Walzen ebnen sie wieder ein. Pflugartiges Gerät fräst Furchen ins gepresste Erdreich, Planierraupen hinterlassen symmetrische Muster im Sand. Das Gras wiederum wird ausgerollt wie ein Teppichboden, zusammengesetzt wie ein Puzzlespiel. Maschinenballett und Innenarchitektur ergeben gemeinsam ein Fußballfeld, das vieles ist, aber sicher kein Bolzplatz.

Die Einstellungen verdrängen jede menschliche Präsenz aus dem Bildfeld, die Montage verdichtet den Arbeitsprozess zur quasiautomatischen Mechanik. So kann Simona Obholzers Film auch als alternative Schöpfungsgeschichte verstanden werden, als Frankenstein-Mythos für die verwaltete Welt. Eine DIN-Norm zu befolgen, die die Genese einer Rasenfläche regelt: Steckt darin nicht auch das Fantasma, die Erdgeschichte neu schreiben, die Kontingenz geologischer und biologischer Prozesse durch regelhafte Planung ersetzen zu können? (Lukas Foerster / Diagonale Katalog 2024) 

Orig. Titel
DIN 18035
Jahr
2024
Land
Österreich
Länge
13 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst, Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Kein Dialog
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Credits
Regie
Simona Obholzer
Konzept
Simona Obholzer
Kamera
Michael Schindegger, Simona Obholzer
Schnitt
Simona Obholzer
Sound Design
Sara Pinheiro
Zusätzliche Kamera
Sonja Aufderklamm, Florian Lubeniqi-Wurzer
Verfügbare Formate
Festivals (Auswahl)
2024
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films (Preis für Innovatives Kino)