White

Ein Film über die Sprachlosigkeit und das Verschweigen. Die Armut, dargestellt am Beispiel New Yorks, bedarf der Sprache, um ihr Ausgeschlossen-Sein, das sie im Bewußtsein der Öffentlichkeit bis zur Nicht-Existenz reduziert, aufzuheben. (H. S.)

Weitere Texte

Gertjan Zuilhof zu White & Black von Hans Scheugl (Kritik)

White ist (...) ein Metafilm, der einen Kommentar liefert über das Machen von Dokumentarfilmen. Es ist ein Eingriff in den dokumentarischen Bereich durch einen relativ Außenstehenden.
(...) Die Fahrtaufnahme (von Black) (...) findet hier ihre Entsprechung in einer sehr langen Fahrt um den Tomkins Square Park, wo sich Obdachlose versammeln und aufhalten. Es geht hier nicht um Individuen und es spielt keine Rolle, wer sich nun eigentlich in der soup line anstellt. Der Platz wird nur als Raum behandelt. Die durchgehende Bewegung sagt etwas über die Funktion des Platzes, was mehr ist als die bloße Information, daß sich hier Obdachlose aufhalten. Die Art wie Menschen sich umeinander bewegen, hat ihre Entsprechung in der kreisenden, voyeuristischen Kamera. Der Ort wird fühlbar gemacht. Diese nicht-dokumentarische Sichtweise ist auch sehr zutreffend bei einem Gespräch zwischen drei Schwarzen, die nicht, wie man es gewohnt ist, interviewt werden. Scheugl filmt wie zufällig ihr Gespräch, aber es ist auch nicht so, daß die Männer sich der Kamera nicht bewußt wären. Sie reden über das Schlafen in den U-Bahnen und in den Shelters, den Obdachlosenheimen, die wegen der Aggression, die dort herrscht, lebensgefährlich sind.
(...) Ihr Körperausdruck sagt mehr als die Geschichten, die sie erzählen. Gerade durch das Vermeiden der Interview-Form entsteht hier ein Reichtum an sekundärer Information, die dadurch viel weniger sekundär ist. Es sind diese Elemente, durch die ein Film wie White über das dokumentarische Filmen nachdenken läßt. Auf der einen Seite kommen einem diese Bilder sehr vertraut vor aus anderen Reportagen: es ist die bekannte Geschichte von der Armut im reichen Amerika. Aber dadurch, daß Scheugl diese Bilder auf eine formale Weise bringt, unterscheidet er sie von dem, was wir gewohnt sind, wird sein Film ausgesprochen persönlich.

(Gertjan Zuilhof, Neues Leben in einer alten Disziplin, in: Skrien, Okt.-Nov. 1993, Amsterdam)


Orig. Titel
White
Jahr
1990
Land
Österreich
Länge
22 min
Regie
Hans Scheugl
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Deutsch, Englisch
Credits
Regie
Hans Scheugl
Kamera
Jeff Hirschhorn, Peter Zeitlinger
Musik
Ulf Langheinrich
Schnitt
Hans Scheugl
Ton
Thomas Szabolcz
Darsteller*in
Joseph Joyce, Joseph Jamahl, Bruce Jenkins, Melvin Clarke Tyron, Preston Vismale
Produzent*in
Hans Scheugl
Verfügbare Formate
16 mm (Originalformat)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Mono
Bildfrequenz
24 fps
Festivals (Auswahl)
1991
Rotterdam - Int. Filmfestival
Figueira da Foz - Festival Int.des Cinema