Stuck in a Groove

Was haben Madonna, Massive Attack und Angela Merkel gemein? „Friedrich Nietzsche,“ könnte Clemens Koglers Antwort auf diese Frage lauten. Mithilfe eines Tools namens Phonovideo, bestehend aus Plattenspieler, Videomischern und bedrucktem Vinyl, animiert er Bilder der oben genannten in Echtzeit, während auf der Tonspur eine männliche Erzählerstimme die Auswirkungen des Nietzscheanischen Gedanken der ewigen Wiederkunft durchexerziert.
Dieser Bilderreigen auf (und über) Schallplatten, sowie die wohligen Wellen der Loungemusik, evozieren einen hypnotischen Zustand. Das wollen wir nicht, suggeriert dabei die Stimme: die ewige Wiederkunft, das Samsara, das Erleben des Gleichen, immer und immer wieder. Es ist ein Teufelskreis, denn wir können uns weder aussuchen, was wiederholt wird, noch können wir sicher sein, dass uns die endlose Wiederholung glücklich machen wird.
Doch der Plattenteller ist kein Samsara, sondern vielmehr ein Kaleidoskop, eine Spiegelung, die auch ein „Best Of“ berühmter Platten und deren Cover-Artworks der letzten 30 Jahre präsentiert; darunter finden sich Nirvanas „Nevermind“ (wie passend!), Michael Jacksons „Thriller“, Björks „Debut“, oder eben Madonnas „True Blue“ und Massive Attacks „blue lines“. Popmusik als das ewig Gleiche? Der VJ/DJ als Schamane? Wohl eher als jener, der den idealen Moment im „Spinning“ und „Mixing“ von Tönen und Bildern findet und diesen ins – beinahe – Unendliche verlängern kann, bis zum nächsten Übergang. Insofern bleibt letztendlich die Handarbeit der Garant für den Autor hinter der Apparatur – und nicht umsonst schließt diese Echtzeit-Extravaganz mit der ins Bild gestreckten Handfläche des Künstlers, auf der Titel und Credits notiert wurden: handschriftlich.

(Claudia Slanar)


Stuck in a Groove ist der erste realisierte Film in der selbstentwickelten Phonovideotechnik. Ein Bastard aus der Phenakistokoptechnik des frühen 19ten Jahrhunderts und Turntablism erlaubt diese Filme live und ohne Mithilfe von Computern zu erzeugen bzw. zu mischen. Analog zur Technik fragt der Film, was Poploops, Nietzsches ewige Wiederkehr, Plattencover, perfekte Momente und Quarterlifecrisis so miteinander zu tun haben.

(Crossing Europe Katalog, 2010)

Orig. Titel
Stuck in a Groove
Jahr
2010
Land
Österreich
Länge
4 min
Kategorie
Animation
Orig. Sprache
Englisch
Downloads
Credits
Regie
Clemens Kogler
Konzept & Realisation
Clemens Kogler
Musik
Richard Eigner
Animation
Clemens Kogler
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2010
Linz - Crossing Europe Film Festival
2011
Fantoche - Animationsfilmfestival Baden
Wien - VIS Vienna Independent Shorts
Hamburg - Int. Kurzfilm-Festival & No Budget (Lobende Erwähnung)
Zagreb - 25fps Film & Video Festival
Dallas - Video Festival
Belgrad - Balkanima Anim. Film Festival
Bukarest - anim'est animation film festival
Uppsala - Int. Short Film Festival
Kassel - Dokumentarfilm- & Videofest
Bristol - Encounters Short Film Festival
Edinburgh - International Film Festival
Sao Paulo / Rio de Janeiro - Anima Mundi Animation Film Festival
Oberhausen - Int. Kurzfilmtage
Lissabon - Indielisboa Int. Film and Videofestival
Dresden - Filmfest
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films
Leuven - Short Film Festival
Wiesbaden - exground on screen (Intervideo Preis)
Wilmington - Cucalorus Annual Festival of Independent Film
2012
London Int. Animation Festival LIAF
Teplice - Anifest (Animation Film Festival)
Victoria - Victoria Film Festival
Stuttgart - Filmwinter, Expanded Media Festival
Regensburg - Kurzfilmwoche
2014
Bruxelles - Festival of Cartoons & Animated Films