Boulevard

Wie wir aus diversen TV-Popstar-Formaten wissen, ist Superstar neuerdings ein Beruf geworden, der vor allem Fleiß verlangt. Und zwar rund um die Uhr und überall. In ihren Videos treibt die Performancegruppe Martin & The evil eyes of Nur diesen Fetisch ironisch auf die Spitze: Die beiden Kunstfiguren Herr Leitung und Pussy Hass, musikalisch irgendwo zwischen Sin with Sebastian und Jens Friebe verankert, posieren in Boulevard mit großer Geste und gebrochenem Pathos an den unglamourösten Orten Wiens – in einer U-Bahn-Station, auf einer unglamourösesten Tribühne mit Wasserflecken an der Decke, an einer Straßenbahn-Haltestelle und vor einem Containerbahnhof. Es sind unpersönliche, urbane Durchgangsorte, die sie mit ihrem queeren Camp-Glamour bespielen. Die beiden singen zwar von einem „Boulevard“, den sie abschreiten, „always handsome, always fit“, von „botox-faces everywhere“, aber natürlich schuften sie auf ihrem Boulevard of Broken Popstardreams ganz ohne Publikum. Alles ist Bühne, und keiner schaut zu. Schließlich hält das 2009 in Istanbul gegründete Trio Martin & The evil eyes of Nur, bestehend aus Herr Leitung und Pussy Hass, die performen, und Kaiser Kurzweil, die für Theorie und Konzept zuständig ist, sowohl der Popmusik als auch der Mode- und Kunstwelt einen Zerrspiegel vor.
„Being natural, being real“, alles ist natürlich, alles künstlich, „made of plastic, made of steel“, die Grenzen sind längst verwischt: In ihren inzwischen fast zum Markenzeichen gewordenen Strumpfhosen, die diesmal zu Tops mit toughem Football-Schulterschutz und roten Pumps getragen werden, persifliert die Band erneut klassische Männerbilder. Die beiden Performer, die sich in ihrem ersten Video bereits als "One Hit Wanter" inszenierten, spielen diesmal mit American-Football-Shoulderpads im Zwillingslook gestylt auch optisch auf Künstlerpaare wie Gilbert & George an.

(Karin Cerny)


Das zweite Video der Performancegruppe Martin & the evil eyes of Nur: Städtische Unorte als Schauplätze für die Darstellung zweier selbstdeklarierter Superstars. Der Text beschreibt die selbstzerstörerische Welt abgehobener Popstars, gesungen zu trashiger Elektromusik.
Auf der visuellen Ebene machen die beiden Kunstfiguren Herr Leitung und Pussy Hass ihr Popstar-Ding, sie laufen in absurden Bildern ins Leere.

(Produktionsnotiz)


Boulevard beschreibt die selbstzerstörerische Welt abgehobener Popstars, gesungen zu trashiger Elektromusik. Auf der visuellen Ebene machen die beiden Kunstfiguren Herr Leitung und Pussy Hass ihr Popstar-Ding, sie laufen in absurden Bildern ins Leere.

(Crossing Europe Film Festival, Katalogtext, 2011)


Zwei selbst deklarierte Superstars die eigentlich drei sind. Herr Leitung und Pussy Hass vom queeren Performance-Trio Martin & the Evil Eyes of Nur haben sich fein rausgeputzt. Im futuristischen Glamour-/Fetischlook werden Unorte des Urbanen mit Posen, Gesang und (Selbst-)Inszenierung zum individuellen Laufsteg umfunktioniert. Der Containerbahnhof als Showbühne – „walking on the boulevard, screaming fans and cameras.“ Hochkarätiges Trashfeuerwerk, Subversion im Elektro-Gewand.

(Diagonale Film Festival, 2011)

Orig. Titel
Boulevard
Jahr
2011
Land
Österreich
Länge
3 min 40 sek
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Englisch
Downloads
Boulevard (Bild)
Boulevard (Bild)
Boulevard (Bild)
Credits
Regie
Martin & the Evil Eyes of Nur
Kamera
Michael Petri
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,78
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2011
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Linz - Crossing Europe Film Festival
Wien - VIS Vienna Independent Shorts