Die Leute von Stiege 5
Eine klassische Wiener Gemeindebausiedlung außerhalb des Stadtzentrums: im Grünen angelegte Häuser, die ihren BewohnerInnen ein angenehmes, soziales Wohngefühl vermitteln sollen. Wir begeben uns mit dem jungen Filmemacher Simon Spitzer in das Gebäude Stiege 5 dieser Siedlung, einem vertrauten Ort seiner Kindheit und Jugend, um seinem chronistischen Blick auf dieses Soziotop zu folgen.
Erste Station: Das Zuhause von Spitzer´s Mutter, die, von ihm aufgefordert, durch die Wohnung führt: Es ist Abend und die Mutter erzählt von ihrer Vorliebe zu indirektem Licht, führt in einen Raum mit ersten Filmplakaten des Regisseurs und Kinderzeichnungen. Danach werden die Nachbarn aufgesucht und wir erfahren von einer Seniorin dass sie an Krebs leidet, einem jungen Studenten und Rapid-Fan, dass er eine Leidenschaft für die Malerei hegt. Ein Bub zeigt, wie er mit seinen Aggressionen umzugehen versucht, nachdem der Vater die Familie verlassen hat, eine junge Mutter spricht in der Waschküche über die schwierige Vereinbarkeit von Job und Kind. Letzte Station: zurück in der Wohnung der Mutter, wo nun der jüngere Bruder des Filmemachers das Interesse auf sicht zieht.
Spitzer nähert sich den einzelnen Personen schrittweise und sehr behutsam in dem er sie zum Teil über ihre persönlichen Gegenstände wie eine Pendeluhr, eine Sammlung an Fussballschals, etc. sprechen lässt. Es ist erstaunlich viel was wir in diesen kurzen Momentaufnahmen über diese Menschen erfahren. Wir kommen ihnen durch die emphatischen Fragen des Regisseurs und der gekonnten Kameraführung sehr schnell nahe um zugleich respektvoll Distanz zu ihnen zu wahren. Eine filmische Gradwanderung, die der Filmemacher mit dieser dokumentarischen Miniatur mit Bravour gemeistert hat.
(Christa Auderlitzky)
Die Leute von Stiege 5
2012
Österreich
22 min