COKE

COKE ist der Remix einiger Sequenzen aus der PRAXIS-8, Szene 60: „Personal“ (5:40 Min., 2010). Das ursprünglich blaugefärbte Material im Format 4:3 transformierte ich auf 16:9 und färbte das Bild mit einem scharfen Rot monochrom ein. Ich konzipierte die düstere Matrix in Zeitlupe, als ein kreisförmiges Schnittgefüge, und vertonte COKE, mit zynischer Absicht betont kitschig. Dadurch wurde COKE, was er werden sollte: ein Beruhigungsfilm …

(Dietmar Brehm)


Und die Vögel haben gezwitschert. „Et les oiseaux chantaient“, ein süßliches Instrumentalstück mit diesem Titel, vor Urzeiten von der Schweizer Electronic-Listening-Combo Sweet People veröffentlicht, begleitet Dietmar Brehms Remix-Film COKE. Und sie singen wirklich, die lieblichen Vögel, während der Film seine mysteriösen Sequenzen ausbreitet – in Zeitlupe und in knalliges Rot gefärbt. Das Material stammt aus Brehms seit 2007 laufender Videoserie PRAXIS, von der bislang 16 Teile existieren. Szene 60 aus PRAXIS-8, die hier wiederverwendet wurde, enthält private (Selbst-)Aufnahmen des Filmemachers, teils in Verkleidungen, dazu das Brehm-übliche Strandgut aus Porno-Filmen – und das Mysterium einer zerknautschten Colaflasche. Diese wirkt tatsächlich so, als knicke oder schmelze sie gerade, ein Effekt in Folge von Bildüberlagerungen bzw. der extremen Verlangsamung, die Brehm neben der Streckung der ursprünglichen 4:3-Formats auf 16:9 dem Material angedeihen ließ. In zirkulärer Form angeordnet, beginnt der traumwandlerische Bogen, den COKE zieht, mit dem Bild einer Flamme, gefolgt von „Home Movies“ des Künstlers, dem Begutachten besagter Colaflasche, aus dem Pornomaterial extrahierten Handbewegungen und Blicken, sowie dem geloopten Ausdämpfen einer Zigarette in einem vollen Aschenbecher. In der Mitte des Films schließlich der Filmemacher mit Kühlmaske gegen Kopfschmerzen, gegengeschnitten mit einem Gorillakopf – als hätte sich der maskiert Schauende selbst beim Schauen ertappt und in sein (durch und durch ironisches) Gegenbild geblickt. Ab da geht es wieder rückwärts Richtung Anfang, bis hin zur rot glühenden Flamme, von der alles seinen Ausgang nahm. Währenddessen der synthetische Vogel-Sound sich nochmals in seiner Klebrigkeit steigert (kulminierend in verzückten Kuckucksrufen) und das Brehm-typische „Pumpen“ der Bilder, in heruntergefahrener Frequenz, mit einen Mal so etwas sie Sanftmut und Entspannung anzeigt. Von wegen „Coke“ – oder war das ohnehin nicht immer ein Beruhigungsmittel?

(Christian Höller)

Orig. Titel
COKE
Jahr
2013
Land
Österreich
Länge
3 min 32 sek
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
COKE (Bild)
Credits
Regie
Dietmar Brehm
Konzept & Realisation
Dietmar Brehm
Produktion
TMM Production
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital Betacam (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2014
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Hamburg - Int. Kurzfilm-Festival & No Budget
Edinburgh - International Film Festival
Lausanne LUFF Underground Film Festival
Cork - IndieCork Film Festival
Denver - Int. Film Festival
2015
Stuttgart - Filmwinter, Expanded Media Festival