Mara Mattuschka_Different Faces of an Anti-Diva

Wer ohnehin schon verdammt ist, braucht die Verdammnis nicht zu fürchten. Einer ihrer bulgarischen Urahnen sei für seine gotteslästerlichen Reden bis ins neunte Glied verflucht worden, erzählt die Künstlerin Mara Mattuschka in Elisabeth M. Klockers Film Different Faces of an Anti-Diva, und so wie sie es erzählt, klingt es sogar irgendwie ganz lustig – die Furchtlosigkeit hat sie jedenfalls mit Lust gelebt. Vor Klockers Kamera ziehen die Stationen ihrer Karriere vorbei, von den ersten Erfolgen mit ihren experimentellen Kurzfilmen Mitte der Achziger, über den gemeinsam mit Andreas Karner und Hans Werner Poschauko realisierten Langfilm Der Einzug des Rokoko ins Inselreich der Huzzis (1989) bis zu ihren jüngeren Spielfilmen Perfect Garden (2013, Co-Regie: Chris Haring) und Stimmen (2014).

Die irrwitzigen Zeichentrick-Huzzis sind entstanden, als sie an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst bei Maria Lassnig studierte. Deren Grundsatz, das Bewusstsein für sich selbst und den eigenen, weiblichen Körper ins Werk einfließen zu lassen, hat sie ganz originell auf sich selbst umgemünzt. Über acht Jahre hinweg hat Klocker, ebenfalls ein Multitalent, immer wieder mit Mattuschka zusammen gearbeitet, hat gedreht und Weggefährten befragt. Irgendwann wird die Regisseurin, wie auch schon in ihren vorherigen Filmen, Teil des Spiels, fließen Filmemacherin, Film und Porträtierte als Gesamtkunstwerk zusammen. Das ist vielleicht die einzige Methode, einer Künstlerin beizukommen, die sonst in ihrem eklektischen Spieltrieb nicht zu fassen ist. Ein Bild ist ein Edelstein im Ganzen, sagt Mara Mattuschka einmal zu Elisabeth M. Klocker, und das trifft auch auf das Bild zu, das sich der Film von Mattuschka macht. Und so bekommt man dann doch einen Eindruck, wie die Unfassbare ist: als Malerin und Filmemacherin, Mutter und abergläubische Performancekünstlerin, und als große Komikerin, irgendwo im Reich zwischen Dada und Groucho Marx: Amorrr, du bist meines Herzens Viiii-bra-tooorrr…

(Susan Vahabzadeh)


Mara Mattuschka ist eine Art Naturgewalt, wunderbar in ihrer Ausdrucksweise, ihrem Erfindungsreichtum, ihrem Witz, ihrer Inkonsequenz. Sie ist Malerin, Schauspielerin, Filmemacherin, Performancekünstlerin, Professorin, Sängerin – und vor allem: Mara Mattuschka. Längst international vielfach ausgezeichnet und renommiert, sind ihre Neugier, ihr Pioniergeist, ihre großartige Mischung aus Abgebrühtheit und Naivität dennoch gänzlich ungebrochen. So wird auch diese feine, reiche und intelligente Dokumentation über Mattuschka, bevor man es bemerkt hat, zu einem Kunstwerk von Mattuschka: widersprüchlich, wild und abgründig unterhaltsam.

(Viennale Katalog, 2013)

Orig. Titel
Mara Mattuschka_Different Faces of an Anti-Diva
Jahr
2013
Land
Länge
90 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Credits
Regie
Elisabeth M. Klocker
Drehbuch
Elisabeth M. Klocker
Kamera
Elisabeth M. Klocker, Florian Benzer, Bernadette Dewald
Musik
Florian Benzer
Schnitt
Elisabeth M. Klocker
Sound
Bernadette Dewald
Schnitt
Bernadette Dewald
Darsteller*in
Maria Lassnig, Ashley Hans Scheirl, Terese Schulmeister, Gabriele Szekatsch, CABINET 9, Sylvana Ivanova, Liquid Loft, Evita Stussak, Herma von Wittstock, Richard Schütz, Si.Si. Klocker, Mara Mattuschka, Sandra Bra, Sylvia Bra, Stephanie Cumming, Chris Haring, Andreas Karner, Markus Kofler, Hubsi Kramar
Mit Unterstützung von
Wien Kultur MA 7, bm:ukk, Vorarlberg Land
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe, s/w
Festivals (Auswahl)
2013
Viennale - Vienna Int. Film Festival
2014
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films