Stabat Mater

Wortlose Hotelgäste in der kalten Nachsaison, bizarre Felsformationen und Meeresklippen, dazu eine Erzählung von großem familiären Unheil. Stabat Mater ("es stand die Mutter schmerzerfüllt") steht mottohaft über Josef Dabernigs gleichnamigem Film, der scheint´s Unvereinbares kunstvoll ineinander verwebt. Da ist zunächst der klinisch wirkende Frühstückssaal einer apulischen Kuranstalt, bevölkert von sprach- und kommunikationslosen Gästen, die marionettenhaft in ihren immergleichen Gesten gefangen sind. Die straffe Architektur tut ein Übriges und projiziert ein rigides Netz aus Pilastern, Kannelüren und anderen Ornamenten über die lethargisch Ausharrenden. Livrierte Kellner polieren minimalistisch an blanken Oberflächen herum. Unterlegt ist das absurd anmutende Nicht-Geschehen mit einer an Schuberts Stabat Mater angelehnten Orgel-Etüde von Christoph Herndler.
Währenddessen bietet der Außenraum hochgradig konturierte Ansichten der nachgerade bildhauerischen Felsgebilde einer riesigen Naturbadeanlage. Sporadisch lappt der trauernde Orgelklang in die verhangenen Meeresblicke, ansonsten hört man dazu, aus dem Off gesprochen, eine Erzählung von schicksalhaften Vorgängen auf einer Rinderfarm in Uruguay. Die von Bruno Pellandini verfasste Geschichte berichtet von einer monatelangen existenzbedrohenden Dürre, abgelöst von wundersamen Begebenheiten, bis hin zur Andeutung der absoluten Katastrophe. Die elliptisch angelegte Erzählung versetzt die Innen-Außen-Dialektik der Filmbilder in eine eigentümliche Schwebe, ja stellt imaginäre Berührungspunkte her, die Bild und Ton nicht von selber preisgeben. Erst auf Umwegen wird erahnbar: So leer und entrückt das Setting und die Figuren darin auch wirken mögen - der Schmerz, das Unheil sind stets näher als man denkt. (Christian Höller)

Orig. Titel
Stabat Mater
Jahr
2016
Land
Österreich
Länge
16 min
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Deutsch
Downloads
Stabat Mater (Bild)
Stabat Mater (Bild)
Stabat Mater (Bild)
Credits
Regie
Josef Dabernig
Drehbuch
Josef Dabernig
Kamera
Christian Giesser
Musik
Christoph Herndler
Schnitt
Josef Dabernig
Sound Design
Michael Palm
Textautor*in
Bruno Pellandini
Darsteller*in
Wolfgang Dabernig, Laurence Schulz, Gaetano Milone, Emma Gruber, Sabine Gruber, Immacolata Giuseppa Cozza, Josef Dabernig, Otto Dabernig, Isabella Hollauf, Markus Scherer, Kathrin Schulz
Sprecher*in
Andreas Patton
Produktion
Josef Dabernig
Co-Produzent*in
Kunsthalle Winterthur, Badischer Kunstverein Karlsruhe
Mit Unterstützung von
BKA - innovative film
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,85
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
s/w
Digital File (prores, h264)
35 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,85
Tonformat
Mono
Bildfrequenz
24 fps
Festivals (Auswahl)
2016
Viennale - Vienna Int. Film Festival
2017
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Oberhausen - Int. Kurzfilmtage
Moscow Int. Experimental Film Festival
Jihlava - East Silver Market
Villach, Udine, Ljubljana - K3 Short Film Festival
2018
Seattle - Int. Film Festival
2019
Helsinki - metakino Architecture Film Festival