Imperial Valley (cultivated run-off)

Das Imperial Valley ist eine der bedeutendsten Regionen industrieller landwirtschaftlicher Produktion Kaliforniens. Rein geologisch Teil der Sonora-Wüste wird es durch ein riesiges Bewässerungssystem, das den Colorado-River anzapft, wie auch den eigens dafür angelegten All-American Canal – durch die Migrationsbewegung von Mexiko in die USA zu trauriger Berühmtheit gelangt – urbar und für die landwirtschaftliche Super-produktion bestens verwertbar gemacht. Der Abfluss dieses Systems von Rohren, Pumpen und Kanälen führt in die Salton Sea, ein künstlich angelegter See, der ebenso wie die angrenzenden Regionen Mexikos, auf eine ökologische wie ökonomische Katastrophe zusteuert.

Lukas Marxt nähert sich in Imperial Valley (cultivated run-off) diesem Problem auf sehr hinterlistige Weise: Er beginnt mit der Vogelperspektive auf einen Bewässerungskanal in einer Wüstenlandschaft. Die Drohnen-Kamera fliegt diesen Kanal ab und zeigt schließlich in weiterer Folge Landschaften des Imperial Valley aus derselben Perspektive, die ebenso überflogen werden. Zu Beginn nicht mehr als spektakuläre Dokumente landwirtschaftlicher Monokulturen, werden die Einstellungen – nicht zuletzt durch den einsetzenden elektronischen Score – immer abstrakter. Handelt es sich noch um real existierende Landschaften oder künstlich simulierte? Diese Ambiguität ist genau der Punkt: Das Imperial Valley wird zum „Uncanny Valley“, zum Ort der noch nicht oder gerade nicht mehr „natürlich“ und dadurch unheimlich erscheint. Die Landschaft nach der Landschaft (oder ihrer mediatisierten Repräsentation) ist ein geometrisches Konzept von Linien, Flächen, Punkten und Farbflecken, egal ob belebten oder unbelebten Ursprungs. Von Menschen gemacht, ist für diese darin jedoch kein Platz mehr, weder ontologisch, noch tatsächlich. Die Post-Apokalypse muss gar nicht mehr stattfinden, wir sind bereits mitten drin. (Claudia Slanar)

Weitere Texte

Jury Statement GIJÓN INTERNATIONAL FILM FESTIVAL 2018 (Preis (Auszeichnung))

GIJÓN INTERNATIONAL FILM FESTIVAL 2018:
PRINCIPADO DE ASTURIAS PRIZE FOR BEST SHORT FILM

Imperial Valley (cultivated run-off) by Lukas Marxt
(Austria, Germany, 2018)

“For the excellent use of the cinematographic image and its experience to generate mental states that encourage reflection on the current paradigm in which basic natural resources are dehumanized and manipulated, becoming goods in favor of the interests of the capitalist system.”
-
Jury: Carla Andrade, Jukka-Pekka Laakso, Vanesa Fernández
--
http://en.fic.gijon.es/page/19030-awards-56th-edition

Jury-Begründung Kurzfilmfestival Köln 2018 (Preis (Auszeichnung))

Kurzfilmfestival Köln 2018

3. JURYPREIS
Colorgrading (1 Studiotag) gestiftet von WeFadeToGrey

Imperial Valley
Regie: Lukas Marxt

Einem Raumschiff gleich schwebt der Film über endlose Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung. Kameradrohne und Mensch beschleunigen, bis die Welt eine Sammlung von Texturen wird, zuerst ein fremder Planet, dann ein Abstraktum. Dazu eine Musik, die an dystopische SciFi-Filme vergangener Zeiten erinnert. Im Anthropozän ist die Industrie zu Landschaft geworden. Aus Chaos wurde geometrische Ordnung, die bittere Schönheit des Verwalteten, der man sich kaum entziehen kann.

Ein politisches Statement, dass sich auch in seiner Klarheit und Dringlichkeit nie auf einen Slogan reduzieren lässt.


http://www.kffk.de/2018-preistraeger/
Orig. Titel
Imperial Valley (cultivated run-off)
Jahr
2018
Länder
Österreich, Deutschland
Länge
14 min
Regie
Lukas Marxt
Kategorie
Experimental, Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Kein Dialog
Credits
Regie
Lukas Marxt
Kamera
Lukas Marxt
Schnitt
Lukas Marxt
Montage Beratung
Vanja Smiljani´c
Produktion
Lukas Marxt
Mit Unterstützung von
Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW, Kunststiftung NRW, BKA - innovative film
Verfügbare Formate
DCP 2K flat
Bildformat
16:9
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264)
Festivals (Auswahl)
2018
Hamburg - Internationales Kurzfilmfestival
Prizen/Kosovo Dokufest Doc Film Festival
Moscow Int. Experimental Film Festival
Zagreb - 25fps Film & Video Festival
Cork - IndieCork Film Festival
Neubrandenburg - dokumentART
Gijon - International Film Festival (PRINCIPADO DE ASTURIAS PRIZE FORBEST SHORT FILM)
Amsterdam - IDFA, Int. Documentary Filmfestival
Kassel - Dokumentarfilm- & Videofest
Uppsala - Int. Short Film Festival
Wiesbaden - exground on screen
München - UnderDox, Festival für Dokument und Experiment
Victoria - Antimatter Underground Film Festival
Brooklyn - Imagine Science Films
Köln - Kurzfilmfestival (3. Jurypreis)
Aguilar de Campoo - FICA Festival Int de Cortometrajes
Berlin - Intern. Filmfestspiele Berlinale - Shorts
Dresden - Filmfest
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Frankfurt - LICHTER Film Festival
Osnabrück - EMAF - European Media Art Festival (EMAF Medienkunstpreis der Deutschen Filmkritik)
Paris - Rencontres International Paris/Berlin
Hamburg - Dokumentarfilmwoche
Wien - VIS Vienna Shorts
Karlovy Vary - Int. Film Festival
Edinburgh - International Film Festival
Guanajuato - Festival internacional de Cine
Palm Springs - Int. Short Film Festival
Zürich - VIDEOEXperimental
Vila do Conde - Festival Internacional de Curtas-Metragens
Palic - Festival of European Film
2019
Santiago de Compostela - Curtocircuito
Rotterdam Architecture Film Festival
Torino - CinemAmbiente
Ulju (Korea) – Mountain Film Festival
Berlin - Interfilm-Festival
Stuttgart - Filmwinter, Expanded Media Festival
Tampere - Film Festival
Regensburg - Kurzfilmwoche
Montevideo - Festival Cinematográfico Internacional del Uruquay
Wroclaw - WRO-International Media Art Biennale
Regensburg - Kurzfilmwoche
Ann Arbor - Film Festival
Bratislava - Febiofest
2020
Trondheim - Minimalen Short Film Festival
2022
Madrid - Margenes - Festival de Cine Independiente