Testa

Mit Testa ergänzt Karl-Heinz Klopf sein feines Filmportfolio von Architekturporträts mit einem weiteren Premium-Objekt, mit der Argentinischen Nationalbibliothek von Clorindo Testa. Das Gebäude – eine Megastruktur in Beton – war bei seiner Eröffnung 1995 bereits ein Anachronismus, denn der Entwurf des argentinischen Architekten geht auf das Jahr 1961 zurück, während die Bauarbeiten erst 1973 begannen. So atmet diese verschachtelte Architektur die verdichtete Luft unterschiedlicher Zeitepochen. Aus der lateinamerikanischen Perspektive ist sie ein Beispiel eines "Brutalismus mit argentinischem Akzent" während sie für viele europäische Interessierte die Verwirklichung eines gewagten Traums einer sozialistisch inspirierten spätmodernistischen Bildungsarchitektur darstellt.

Der Film lässt viel von der Faszination spüren, die von diesem Entwurf ausgeht. Die ersten Bilder lassen einen im Zweifel darüber, was hier dargestellt ist: eine graue, reliefierte Fläche, unterbrochen von einem herausgehobenen Quadrat, darin ein weiteres kleineres Quadrat. Erst nach und nach wird erkennbar, dass die Kamera offensichtlich die Unterseite eines Gebäudes aufnimmt und dabei Einstellung um Einstellung vorrückt. Die Perspektive ändert sich den ganzen Film über nicht. Wir sehen kein "Gebäude", wir entdecken in Piranesi´schen Brücken, Schächten, Stiegenhäusern und Schatten eine verschachtelte, labyrinthische Struktur, aus der wir uns nicht befreien können, gefangen in den mäandernden Bewegungen der Kamera. Ein Farbwechsel von Schwarz/Weiß zu Farbe in der Filmmitte bringt Veränderung auch auf der Tonspur: Während in der ersten Hälfte der authentische Verkehrslärm Buenos Aires´ (mit irritierendem Hundegebell) zu hören ist, erfahren wir im zweiten Teil Details zur Geschichte des Baus aus der Sicht einiger seiner Nutzer/-innen. Die formale Besonderheit von Testa liegt gerade in der konzeptuellen Entscheidung, ein so opulentes Filmobjekt in erzählerisch so wenig spektakulären Einzelformationen aufzulösen und der Imagination abstrakt ohne Totale zu überlassen. (Patricia Grzonka)

Orig. Titel
Testa
Jahr
2018
Länder
Österreich, Argentinien
Länge
18 min
Kategorie
Dokumentarfilm, Kurzfilm
Orig. Sprache
Spanisch
Untertitel
Englisch, Deutsch
Downloads
Testa (Bild)
Testa (Bild)
Testa (Bild)
Credits
Regie
Karl-Heinz Klopf
Konzept
Karl-Heinz Klopf
Kamera
Roman Kasseroller
Ton
Nahuel Palenque
Schnitt
Tatia Skhirtladze
Tonmischung
Nils Kirchhoff
Animation
Karl-Heinz Klopf
Bildbearbeitung
Ernst Miesgang
Farbkorrektur
Klaus Pamminger
Ausführende/r Produzent*in
Virginia Scaro
Produktion
KLOPFKURZ VIENNA
Co-Produzent*in
Lukas Valenta Rinner
Regieassistenz
Virginia Scaro
Assistenz
Sigrid Kurz
Mit Unterstützung von
Land Oberösterreich, BKA - innovative film
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264)
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2019
Istanbul - Int. Architecture and Urban Film Festival
Buenos Aires Festival Int. de Cine Independiente BAFICI
Linz - Crossing Europe Film Festival
Jihlava - IDFF East Silver Market
Brasilia – Cinema Urbana, Architecture Film Festiva
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
2020
Zürich - VIDEOEXperimental; Video & Film Festival
Regensburg - Kurzfilmwoche
Stuttgart - Filmwinter, Expanded Media Festival
2021
Beograd - BINA Belgrade Int Architecture Week