In der Kaserne

"Der Film ist wie eine Schrift. Sehr schön jedenfalls …eine faszinierende Mischung aus diesem militärischen Drill und den Mädchen, die ein ganz andres Narrativ darstellen … Aber Schrift ist eben das, was mir dazu einfällt, wie ein verwobenes Schriftband in einer mittelalterlichen Handschrift."
Elfriede Jelinek


"Die Soldaten haben sie geliebt." Über zwanzig Jahre lang führte ihre Großmutter die Kantine einer Kaserne, berichtet zu Beginn des Films eine Frauenstimme. Doch wie hat dieser Alltag für ihre Mutter ausgesehen, die als Kind mit ihren Schwestern neben Soldaten aufwuchs? Katharina Coponys In der Kaserne wirft anhand der Erzählung zweier Generationen über die Großmutter einen Blick zurück. Viel Arbeit habe es gegeben und wenig Vergnügen, weiß die Stimme zu erzählen: "An so richtige Kinderspiele kann ich mich nicht erinnern. Ich bin einfach so mitgelaufen." Im Bild zu sehen sind indes zwei kleine Mädchen, die heute, in derselben Kaserne, fröhlich mit Bällen spielen. Fast jeder Schuss ein Treffer.
Coponys dokumentarischer Essayfilm In der Kaserne nähert sich seinem Thema auf verschiedenen Ebenen und Zeiten: anhand der Geschichte der Großmutter, ihrer Arbeit in der Kantine und der sich im Familienleben spiegelnden Politik der Nachkriegsjahre; und anhand aktueller Aufnahmen der beiden Mädchen, die – neben der Beobachtung von Soldaten in der Grundausbildung – diesen Erzählungen eine besondere Gegenwärtigkeit verleihen.
Schauplatz ist die Erzherzog-Johann-Kaserne im südsteirischen Straß. Der Verzicht auf Archivmaterial, im Dokumentarfilm allzu oft zur Illustrierung eingesetzt, erweist sich für In der Kaserne als besonders reizvoll – und stimmig. Denn worüber nicht gesprochen wird, ist bekanntlich oft interessanter als das, was man zu hören bekommt, und das trifft auch auf diese Familiengeschichte zu. Was man nicht zu sehen bekommt auf alten Fotos oder Aufnahmen – etwa den aus dem Krieg heimkehrenden Vater, den Wunsch nach Ausbruch und Freiheit –, all das muss man sich in diesem Film vorstellen. "Was trägt sich durch die Generationen, trotz aller Veränderungen?" fragt eine Stimme am Ende. In der Kaserne liefert darauf eine bemerkenswerte Antwort. (Michael Pekler)

Orig. Titel
In der Kaserne
Jahr
2019
Land
Österreich
Länge
72 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Downloads
Credits
Regie
Katharina Copony
Drehbuch
Katharina Copony
Kamera
Stefan Neuberger
Schnitt
Bettina Blickwede
Sound Design
Peter Kutin
Tonaufnahmen
Peter Kutin
Dramaturgische Beratung
Valeska Grisebach
Ausstattung
Lotte Lyon, Christian Gschier
Kostüme
Christine Winkler
Produktion
KGP Filmproduktion
Produzent*in
Barbara Pichler, Gabriele Kranzelbinder
Produktionsleitung
Karin Berghammer
Mitwirkende/r
Constanze Ederer, Ilya Ziampras, Maja Ziampras, Mia Elena Postl, Ellis Artmann-Widerhofer, Josefine Lyon, Greta Lenhart, Sofia Janser-Castorina
Mit Unterstützung von
BKA - innovative film, Cine Styria, Kulturzentrum bei den Minoriten, scriptLAB docu, ORF Film/Fernseh-Abkommen
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,85
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2019
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films