déjà vu

In einem subtropischen Land drängen sich weiße Besucher an eine Stelle, wo dunkelhäutige Landarbeiter ihre Erntekörbe ausschütten. Sie schauen neugierig, als wollten sie die Teeblätter prüfen. Allenthalben zücken Touristen ihre Kameras, ob vor freiem Großwild oder berittenen Kamelen, ob angesichts geschmückter Menschenkörper oder alltäglicher Arbeitsvorgänge. Bisweilen richten sie selbst ihre Blicke in die Kamera, für später, für zuhause, wenn sie stolz die "exotischen" Fundstücke zeigen würden. In dieser Pose steckt ein jahrhundertealtes Modell westlichen Reisens und Abbildens.
Der faszinierte Blick auf die Fremden läßt diese im vorgefertigten Rahmen erstarren. Lisl Ponger spürt jenem Blick nach, indem sie gefundene Amateuraufnahmen neu verkettet, Geräusche herbeizitiert und dazu eine Serie von Stimmen setzt. Mit subtiler Distanz zum visuell Sichtbaren präsentieren sich in vielfältigen Sprachen die Anderen, von denen sich der Westen ein allzu homogenes Bild gemacht hat.

Sie berichten unübersetzt von Erfahrungen mit verschiedenen Formen der Kolonisierung, ob als Beherrschte im eigenen Land oder als Vertriebene und zu Fremden gemachte.
Lisl Ponger fädelt die Filmaufnahmen an einem roten Faden auf – im chromatischen wie im symbolischen Sinn. Den Bildern aus südlichen Kontinenten verhilft der Ton zu erzählerischem Klang.

Die Off-Stimmen erheben sich hier nicht über die Bilder. Vielmehr geht déjà vu durch die Vervielfachung der Sprachen ein Risiko ein. Es ist ein Film, der keine Sicherheiten vermittelt, sondern Rätsel aufgibt. (Christa Blümlinger)

film online sehen @ MUBI.com


 

Orig. Titel
déjà vu
Jahr
1999
Land
Österreich
Länge
23 min
Regie
Lisl Ponger
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Verschiedene
Credits
Regie
Lisl Ponger
Realisierung
Lisl Ponger
Konzept
Lisl Ponger
Tonmischung
Dietmar Schipek
Erzähler*in
Shaheen Merali, André Mawazo-Mukalay, Mahmoud Lamine, Reneé Gadsen, Karim Duarte, Ana Schey, Pemba Doma Sherpa, Alexilia Pichler
Produzent*in
Alexander Dumreicher-Ivanceanu
Verfügbare Formate
35 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Dolby Surround
Bildfrequenz
24 fps
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
1999
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Nyon - Dokumentarfilm Festival
Melbourne - Int. Film Festival
Austin - Cinetexas - Int. short film&video&new media festival
Cork - Int. Film Festival
Winterthur - Kurzfilmtage
Duisburg - Duisburger Filmwoche
Kassel - Dokumentarfilm- & Videofest
Luzern - VIPER - Int. Film und Video Festival
Leipzig - Dok Leipzig - Int. Festival für Dok.- u. Animationsfilm
2000
Rotterdam - Int. Filmfestival
Pesaro - Film Festival
Madrid - Semana de Cine Experimental
Montréal - Festival International du Nouveau Film et de la Video
Split - Festival of New Film and Video
Utrecht - Impakt Festival
München - Int. Dokumentarfilmfestival
2001
Stuttgart - Filmwinter, Expanded Media Festival
Istanbul - Int. Short Film Festival
2003
Winterthur - Kurzfilmtage
Tokyo - Image Forum Festival
2004
Utrecht - Impakt Festival