déjà vu
In einem subtropischen Land drängen sich weiße Besucher an eine Stelle, wo dunkelhäutige Landarbeiter ihre Erntekörbe ausschütten. Sie schauen neugierig, als wollten sie die Teeblätter prüfen. Allenthalben zücken Touristen ihre Kameras, ob vor freiem Großwild oder berittenen Kamelen, ob angesichts geschmückter Menschenkörper oder alltäglicher Arbeitsvorgänge. Bisweilen richten sie selbst ihre Blicke in die Kamera, für später, für zuhause, wenn sie stolz die "exotischen" Fundstücke zeigen würden. In dieser Pose steckt ein jahrhundertealtes Modell westlichen Reisens und Abbildens.
Der faszinierte Blick auf die Fremden läßt diese im vorgefertigten Rahmen erstarren. Lisl Ponger spürt jenem Blick nach, indem sie gefundene Amateuraufnahmen neu verkettet, Geräusche herbeizitiert und dazu eine Serie von Stimmen setzt. Mit subtiler Distanz zum visuell Sichtbaren präsentieren sich in vielfältigen Sprachen die Anderen, von denen sich der Westen ein allzu homogenes Bild gemacht hat.
Sie berichten unübersetzt von Erfahrungen mit verschiedenen Formen der Kolonisierung, ob als Beherrschte im eigenen Land oder als Vertriebene und zu Fremden gemachte.
Lisl Ponger fädelt die Filmaufnahmen an einem roten Faden auf – im chromatischen wie im symbolischen Sinn. Den Bildern aus südlichen Kontinenten verhilft der Ton zu erzählerischem Klang.
Die Off-Stimmen erheben sich hier nicht über die Bilder. Vielmehr geht déjà vu durch die Vervielfachung der Sprachen ein Risiko ein. Es ist ein Film, der keine Sicherheiten vermittelt, sondern Rätsel aufgibt. (Christa Blümlinger)
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