Carmen
Ein Dokumentarfilm über die wundersame Leidenschaft der Carmen Martinek, die Kinosäle zu ihren Liebhabern macht. (Anja Salomonowitz)
"Irgendwie hab ich den Eindruck, das Kino versteht mich" (Carmen Dido Martinek): Mit dem Kino sieht sie sich libidinös verbunden: Carmen, Mädchen für alles im Wiener Schikaneder-Kino, reinigt, beruhigt, bespielt ihren liebsten Ort. Sie streichelt die Sessel und sie schläft sogar nach langen Nächten an der Bar am liebsten gleich dort, im Kino. Das sei, gesteht sie, "genau wie mit einer Person, ohne die man eben nicht mehr leben könne". Anja Salomonowitz hat einen kleinen, stillen Film über diese Carmen gedreht, hat ihr zugeschaut, wie sie sich im leeren Kinosaal bewegt, wie sie bei sich daheim nur kurz Station macht, um gleich wieder zurückzukehren zur Basistation. Das Kino sieht Carmen als einen erotischen, aber gefährdeten Ort: Bei ihrem letzten Kino hat sie mitansehen müssen, wie es sich in einen Supermarkt verwandelt hat. Jemand wie Carmen ist, schon solcher Stories wegen, die perfekte Heldin eines Films, und so heißt er wie sie: Carmen, 23 Minuten dokumentarisches Kino, subtil, zwischentonreich erzählt. (Stefan Grissemann)
Carmen
1999
Österreich
23 min