o.t.
Musik machen und Musik hören sind körperliche Vorgänge, die in soziale Bewegungen verwickelt sind, schreibt Simon Frith. In den visuellen Ausformungen elektronischer Musikproduktionen ist diese Tatsache insofern von Bedeutung, als sie meist negiert wird, denn die sensorische Komplexität dieser Praktiken scheint nur in der Exakt- und Abstraktheit digitaler Daten abbildbar zu sein. Das Ausgangsmaterial der Bildarbeit von Michaela Grill ist eine Betonwand als kleinstes -noch identifizierbares- raumbildendes Element urbaner Musikkultur. Diese gerade noch erkennbare Repräsentationsfläche wird jedoch mit der von Takeshi Fumimoto vorgegebenen musikalischen Struktur in der visuellen Organisation aufgelöst. Die Bilder illustrieren dabei nicht den Ton oder Rhythmus, sondern folgen der Logik des akustischen Bauplans, der über die Bearbeitung von sogenannten found sounds neue Formen des Hörens kreiert. Die Kamera vollzieht äquivalent dazu eine Art Suchbewegung entlang einer rauhen Oberfläche. Die unabschließbaren Bilder widersetzen sich einer repräsentativen Ästhetik und erst in der Spannung zwischen der Konzentration auf und dem Gleiten des Blicks über die Brüche und Risse entstehen flüchtige räumliche Landschaften/Formen, die Unwiederholbarkeit und Improvisation veranschaulichen. Die Reduktion auf die plastisch-sensorische Basis sensibilisiert das Sehen, indem die Struktur begreifbar wird. (Christa Benzer) Michaela Grills o.T. zur Musik von Takeshi Fumimoto verweigert sich radikal dem Konzept der bebilderung. Mit endlos wiederholten Aufnahmen einer nicht genau identifizierbar bleibenden Struktur findet sie eine neue Verbindung, in der sich Bild und Ton ergänzen und gegenseitig die Wahrnehmung verändern. (Barbara Pichler) Die Konstruktion des Musikvideos o.T. beruht auf einer streng mathematischen Bildabfolge, durch die die Strukturdes Bildraumes in Ruhe durch das Auge des BetrachtersIn abgetastet werden können. Bild- und Tonebene funktionieren unabhängig voneinander und formieren sich doch zu einem Ganzen. Die durch die Reduktion der Mittel entstehende Konzentration bzw. deren Verweigerung soll die individuelle Rezeptionshaltung unterstützen. (Michaela Grill)
o.t.
1999
Österreich
5 min