Höhenrausch
Höhenrausch ist ein filmisches Myriorama, konstruiert aus hunderten österreischischen Ansichtskarten, in denen sich - wie in keinem anderen Medium - das klischeehafte Outfit eines Landes widerspiegelt. (Siegfried A. Fruhauf) Die Parameter der Versuchsanordnung sind klar: Eine Doppelreihe von Postkarten mit Bergmotiven (die obere Postkartenreihe steht auf dem Kopf) sind so aneinander-/aufeinandergereiht, dass Berg an Berg anschließt, auslaufendes Bergmassiv an Wiese... etc., wie bei chinesischen "cadavre exquis"- Kärtchen, mit denen eine Endloslandschaft ausgelegt werden kann. Die Kamera schwenkt nach rechts, die Geschwindigkeit des Schwenks variiert, während die alpenländische Musik zirkulär auf der Stelle tritt. Der weitere Ablauf scheint absehbar: die Beschleunigung der Kamerabewegung wird die Bergmotive letztendlich zu einem verwischten Strich zusammenziehen. Fruhauf arbeitet stattdessen mit Unwägbarkeiten, Brüchen und Irritationen. Es gibt keine kontinuierliche Beschleunigung, sondern Neuansätze, Motivwiederholungen, Sprünge. Die Anschlüsse verschieben sich zitternd, als wären sie nur mit der Hand gehalten, der Zusammenhalt der einzelnen Elemente (Einstellungen) ist äußerst labil... Der Blick der sich zunächst bereitwillig auf die alpinen Panoramen einlassen kann, wird sukzessive in die Sogwirkung eines Dazwischen kanalisiert: in den unregelmäßigen Streifen zwischen oben und unten. Die Abbildtreue des Berggenres (noch immer verstehen statistisch die meisten Menschen unter einem "schönen Bild" die Darstellung einer Berglandschaft) löst sich auf in eine nicht referentielle filmische Dynamik. Man denkt an die mehrere Stunden dauernde Verselbstständigung der Ränder in Michael Snows La région centrale und mag bedauern, dass dieser Rausch nach vier Minuten zuende ist. (Birgit Flos) Der Höhenrausch ergibt sich aus einer abgefilmten, von alpenländischen Klängen untermalten vierminütigen Serie von je zwei übereinander montierten Alpen-Postkarten, wobei die obere Hälfte auf dem Kopf steht, sodass die Himmel aneinander stoßen und abstrakte Landschaften bilden. Und "MonaLisaDissolution" dekonstruiert Internet-Bilder des berühmten Gemäldes zu einem rasanten Farbenrausch. (APA)