Copy Shop
Merkwürdige Irritationen wie Eselsohren an den Bildkanten oder Schlieren an der Oberfläche erregen den Verdacht, dass in Virgil Widrichs Copy Shop der Inhalt die Form nicht recht zu bändigen weiß. Dabei herrscht anfangs trügerische Konvention vor: Ein Mann, Alfred Kager, erwacht, richtet sein Haar vor dem Spiegel, tritt auf die Straße, um seinen vertrauten Weg zur Arbeitsstätte anzutreten. Erst dort, am Kopierer, nachdem er seine Hand (gleich seiner Identität) abgelichtet hat, gerät die Welt aus den Fugen.
Der Mann wird die Filmkader fortan unaufhörlich reproduzieren: zuerst taucht ein Doppelgänger auf, schließlich wuchern seine Doubles sogar ins Unermeßliche. Widrich genügen die wenigen Anfangsszenen des Films, um die wachsende Konfusion seines Helden auszudrücken, aber auch um die des Zuschauers sukzessive zu steigern. Indem er die immergleichen Einstellungen geschickt variiert - frühere objektive Einstellungen werden etwa an einem subjektiven Blick festgemacht -, und gleichzeitig die Fabel in die Paranoia vorantreibt, werden allmählich eingeübte filmische Erzähl- und Identifikationsmodi verwischt.
Grobkörnige Schwarzweißbilder sowie die bis auf Geräusche rein musikalische Untermalung rücken Copy Shop in die Nähe einer Groteske, des Pastiches eines kafkaesken Szenarios, in dem noch einmal ironisch das Verschwinden jedweder Orginalität durch die Medien verkündet wird eine Ebene, die der Film vom anderen Ende her schon in seinem Produktionsprozess reflektiert: Auf Video gedreht, wurden die Bilder aus dem Computer ausgedruckt und dann nochmals mit Trickfilmkamera animiert. (Dominik Kamalzadeh)
--> www.widrichfilm.com/copyshop
Copy Shop
2001
Österreich
12 min