twotiming
Zwei Augen sehen mehr als eines. Zwei Augen sehen doppelt, doch nicht ganz. Ein Prinzip, das sich einst das Stereoskop zu Nutze machte, ein optisches Gerät (und Unterhaltungsmedium), das dem Betrachter zwei Fotografien von ein und derselben Ansicht präsentierte, die in der Zusammenschau den Eindruck von Dreidimensionalität ergaben.
Oliver Hangls Musikvideo twotiming erinnert zunächst an solche stereoskopischen Fotoplatten: Hangl setzt zum Track von MIKA zwei bewegte Bilder nebeneinander auf die Leinwand, die allerdings nur scheinbar identisch sind. Wir sehen eine Serie von Performances. Das Setting, die Handlungsanweisungen und die Statisterie sind jeweils gleich. Doch der Hauptakteur ist nicht der selbe. Der jeweilige Performer bringt also von Anfang an kleine Abweichungen und Asynchronitäten in das sympathische Spiel mit Posen, Popkultur- und Videoclip-Sujets. Ein imperfekter Paarlauf zweier beherzter Dilettanten, die tanzen, singen oder einfach müde sind.
twotiming bewegt sich dabei vom Doppelbild zum Suchbild. "I will introduce you to the other side", versprechen MIKA auf der Tonspur (und in Stereo). Die Augen wandern. Irgendwann wird der rechte Performer nicht mehr wach-, sondern weggeküsst. Das Moment der Differenz erweitert sich vom Verhältnis der Bilder zueinander nun auch ins Bild hinein, denn die auftretenden Nebenfiguren scheint das Verschwinden ihrer Bezugsperson nicht zu stören. Der Betrachter muss die Lücke schließen, bis die letzte Abblende auch den verbliebenen Doppelgänger sanft erlöst.
(Isabella Reicher)
twotiming
2003
Österreich
5 min