ID
Mimi Minus auf der Rolltreppe des Grauens. Mara Mattuschkas Alter Ego begibt sich wieder auf eine tour de force körperlicher Entäußerung. Zuerst wird sie von einem Taumel erfasst, der Boden wird ihr unter den Füssen entzogen. Im schwerelosen Raum findet dann eine seltsame Metamorphose statt. Der Körper von Mimi wird unheimlichen Kräften ausgesetzt, deformiert sich zunehmend, die Haut platzt auf und - als wäre die menschliche Hülle nur eine evolutionäre Zwischenstufe gewesen - schält sich schließlich, wie aus einem Kokon, ein reptilienartiges Monstrum heraus.
In der ihr eigenen, schon aus ihren 16mm Filmen bekannten Art und Weise greift die Performance-Künstlerin Mara Mattuschka in ihrer neuen Arbeit (erstmals auf Video) wieder ironisch die Frage nach der Konstruktion von Identität und körperlicher Einheit auf. Frisch fröhlich werden in ID Elemente eines Horrorgenres mit einem betont trashigen Outfit versehen um damit augenzwinkernd mit Versatzstücken pop-kultureller Codes zu spielen (großartig etwa die Latex-Masken oder die Verwendung simpler digitaler Hintergründe und Effekte). Wieder auf dem Boden einer nun surrealen Welt begegnet das Wesen seiner Doppelgängerin um sozusagen mit sich selbst ein befremdliches Paarungsritual mit kannibalischem Ausgang zu vollziehen, ein Akt, der dann in einer unmöglichen zirkulären Wendung wieder beinahe an den Beginn der Rolltreppe zurückführt. Aber eben nur beinahe, denn schließlich ist jede Verwandlung zugleich eine Verschiebung. Doch "das Ding" ist resistenter als man denkt und hinterlässt stets einen Rest.
(Gerald Weber)
In Mara Mattuschkas Kurzfilm ID geht es um eine Identitätssuche ganz spezieller Natur. Mimi Minus, die Hauptdarstellerin, macht eine Metamorphose durch. ID markiert eine Wende in Mattuschkas Arbeit. Farbe ist eingekehrt, Blut fließt. Aus einer Frau entwickelt sich ein Monster, das in letzter Konsequenz sich selbst aufisst.
(Elisabeth Klocker, In: Vorarlberger Nachrichten, 31.3.2003)