Cappy Leit
Cappy Leit beginnt am familiären Frühstückstisch. Die 14-jährige Theres diskutiert gelangweilt mit dem Vater ihr zu spätes Heimkommen vom Vorabend. Der Streit, den wir erwarten, bleibt aus. Stattdessen trifft die Kamera eine Aussage, indem sie Schwester und Bruder in der Halbnahen zusammenbringt. "I love you, I love you, I love you", tönt es nebenbei aus dem Radio. Theres hat andere Probleme als "zwölf Uhr" oder "halb eins", denn sie ist verliebt in ihren älteren Bruder Jakob. Marie Kreutzers Film vermeidet "Teenage"-Stereotypen. Statt davon auszugehen, daß man mit 14 eben Probleme hat, betrachtet er die Protagonistin im Kontext ihrer Lebenswelt. Die Kamera folgt Theres (Pauline Reiner) durch ihren Alltag und bleibt dabei immer dicht an ihrem Körper, ihren Gesten und Blicken. Wir lernen Theres als Mittelpunkt einer zweigeteilten Zeichenwelt kennen, in der "Bananenmilch" oder "Eis" Kindsein bedeuten, während "Marlboro-Rauchen" und "Beine-Rasieren" für das neue Erwachsensein stehen.
Theres und ihr Freundeskreis sind Jugendliche, die beim Ausgehen mit erwachsener Geste ein Kindergetränk bestellen: "Cappy Leit" - Orangennektar mit Leitungswasser verdünnt. In dieser Übergangswelt macht Theres ihre neuen Gefühle an einer Konstante fest, am Bruder, den sie liebt. Cappy Leit schlägt keine Lösung vor. Stattdessen endet er mit einem symbolischen Mißverständnis: "Willst Du ein Eis?", fragt der Bruder seine kleine Schwester, worauf sie uns aber eine Antwort schuldig bleibt.
(Maya McKechneay)
Cappy Leit
2001
Österreich
19 min