36
das video 36 von lotte schreiber und norbert pfaffenbichler ist eine streng mathematisch-graphische komposition basierend auf der titelgebenden zahl. alle elemente inklusive der dauer sind als variablen dieser ausgangszahl begründet. drei scheinbar voneinander unabhängige wahrnehmungsfelder werden durch den bildsynchronen ton von stefan németh verbunden. im linken feld 36 vertikale und horizontale weisse linien, die verschiedene bewegungsmuster nach dem prinzip eines binären digitalen ordnungssystems (0=senkrecht, 1=waagrecht) durchlaufen, ehe sie sich letztlich zu sechs quadraten vereinen, die wiederum als projektionsflächen für amorphe laufbildminiaturen dienen.
im rechten bildteil eine palette, deren einzelne farbflächen – die an gerhard richter erinnern – sich zu immer neuen mischungen und kombinationen verändern, als wären sie der steuerung durch ein elektrisches relais unterworfen.
an der basis des bildes schließlich zwei einander eingeschriebene quadrate, die in sich fortlaufend die zeitliche achse des videos abbilden. ähnlich einem metronom geben sie den grundrhythmus vor, bewegen sich dabei aber linear dem sichtbaren endpunkt entgegen.
36 verweist sowohl auf ästhetische traditionen der abstrakten malerei als auch auf strukturelle ansätze des frühen geometrischen films (etwa eines walther ruttmann oder hans richter). zugleich eröffnen sich assoziationen an frühe videospiele mit ihren reduzierten, nur den hauptachsen folgenden bewegungsmöglichkeiten.
beim betrachten von 36 entwickelt sich eine unglaubliche spannung und konzentration, die nicht zuletzt in der klarheit des konzepts und der reduktion der mittel begründet liegt.
(gerald weber)