uta zet
Geometrie und Schrift sind die mittelbaren Medien der Wissenden. Das Unmittelbare von Bildern konstituiert im Gegensatz dazu eine Sprache der (beinahe) Voraussetzungslosigkeit. Die Videomusikarbeiten des Duos reMi Renate Oblak, Visuelles, und Michael Pinter, Akustisches besetzen die paradoxe Position eines Pop für Wissende. Damit sind sie nicht allein, im Gegenteil, es ist nachgerade konstitutiv für die Musik und Videoszene der letzten Jahre, diese Nischen zu entwickeln und zu besetzen. Einzigartig aber ist die Radikalität, mit der reMi die Materialhaftigkeit, die gedanklich konstruktive Ausgangsposition verbinden mit der Direktheit der Wirkung und der Erzeugung von ikonenhafter Symbolkraft.
Die permanente Auslieferung an die abgebrochenen Zeilensprünge gescheiterter Rechenleistungen und dem dennoch darin noch enthaltenen Restrealen Codes aus Zahlenkolonnen oder wie zufällige Fundworte , läßt genau diese Symbiose wiederum zu Symbolhaftem werden. Die rasende Zeilensprung-Geometrie der Videobilder Renate Oblaks und die rabiaten Ton-Fragmentationen der Musik Michael Pinters verweigern die Abbildung (oder Verfremdung) der ohnedies sichtbaren Welt, sie konfrontieren uns stattdessen mit einer eigenen, intensiven, künstlichen, technoid wirkenden Welt.
Technisch gesehen haben Bild und Musik ihren Ursprung in Bildern, in den Unregelmäßigkeiten und Fehlern der während der Arbeit an diesen Bildern an den Rand des Scheiterns gebrachten Maschinen, sowie der Umwandlung dieses gewonnenen Ausgangsmaterials in das letztlich Sicht- und Hörbare. Darin hat dieses entscheidende Zusammenspiel von Wissen und Unmittelbarkeit seinen Grund, diese Gleichzeitigkeit von Bilderverbot und Übertragungsleistung. (Christian Scheib)
uta zet
2001
Österreich, Niederlande
5 min