alferjewo
Thomas Steiners Laufbildarbeiten verweisen auf ein Axiom des Kinos das der Täuschung des Gehirns durch das Auge. Das Ausgangsmaterial für die Videoarbeit ALFERJEWO der rätselhafte Titel bezeichnet einen vom Filmemacher besuchten Ort in Russland sind unzählige teils analog erzeugte, teils digital manipulierte Schnappschüsse von Schalterhallen, Bahnsteigen, Personen in einem Zugabteil, vorbeiziehenden Landschaften.
Aneinandergereiht stellen diese fotografischen Standbilder zwar nicht die Illusion eines flüssigen Bewegungsablaufes her, zusammengenommen befinden sie sich trotzdem in Bewegung: Die abstrakt-grafischen Qualitäten der elektronisch veränderten Bilder Reales wird in schwarze Flächen und leere Stellen umgedeutet fungieren als unruhige Masken vor unruhigen Hintergründen.
Darüber hinaus gibt es jedoch einen zweiten Aspekt der Bewegung, der vom Überwinden einer Distanz, vom Reisen zu handeln scheint: Während der suggestive Klang überrollter Eisenbahnschwellen hörbar wird, erhöht sich die Geschwindigkeit, mit der die Momentaufnahmen immer schneller und dichter übereinander geschichtet werden, ein akustisches und visuelles Crescendo. Das poetische Finale (inklusive Abblende) steht in Kontrast zu diesem Anlauf: Ein seltsam pulsierender Blick auf eine weite Ebene aus trockenem Gras, über die Wolken ziehen.
(Georg Wasner)
alferjewo
2004
Österreich
5 min 40 sek