Imago Mundi - Das Gültige, Sagbare und Machbare verändern
Herstellung von Kunst, Herstellung eines Diskurses, Herstellung eines (veränderten) Weltbildes. Die Bewegung, die Lisl Pongers Imago Mundi - Das Gültige, Sagbare und Machbare verändern vollzieht, besteht in der wechselseitigen Reflexion dieser drei Bereiche, und mehr noch: im verändernden Eingreifen, was ihre Konstellation zueinander betrifft. Da ist zunächst die Produktion von Kunst, ja sieben klassischer Kunstformen, die der Film exemplarisch vorführt und ineinander verschränkt: Ausgehend vom Vanitas-Stillleben Der Traum des Ritters des spanischen Barockmalers Antonio de Pereda (Mitte 17. Jahrhundert) treten der Reihe nach, entweder direkt angelehnt oder lose assoziiert, Musik, Tanz, Theater, Literatur, Fotografie und Film auf den Plan letzterer als synthetischer Überwurf, der alle anderen gleichsam in sich aufhebt. Geht es zunächst um das Arrangieren eines Tableau vivant für ein Foto-Shooting (Pongers gegenwartsbezogene Rekonstruktion des Pereda-Gemäldes), so finden sich in der Folge zahlreiche weitere Versatzstücke in diesen Ausgangstext verwoben: das Komponieren eines Klavierstücks, eine Szene aus Büchners Woyzeck, der Vortrag einer Passage aus Dimitri Dinevs Roman Engelszungen. Was oberflächlich wie ein Re-enactment von verstreutem Bildungsgut anmutet, ergibt im Zusammenhang das metamorphe Bild eines repräsentationskritischen Denkens, das gleichermaßen epochen- wie spartenübergreifend agiert. Durchaus transformativ nimmt sich auch der weitere Rahmen von Imago Mundi - Das Gültige, Sagbare und Machbare verändern aus: In Form eines Symposions (mit anschließendem Gastmahl) inszeniert der Film Diskursbeiträge aus dem Umfeld aktueller Machtkritik, deren Wiedergabe ihre Abbildhaftigkeit nicht verbirgt. Wie wichtig demgegenüber die stets von neuem ansetzende, verändernde Geste ist, demonstriert der kathartische Schlussakt. Das zuvor minutiös komponierte (Welt-)Bild zerfällt in Fragmente und Splitter; ein neues Sehen tastet darin nach zukunftsweisenden Spuren. (Christian Höller)
Das Bild der Welt, von Bert Rebhandl, Diagonale Materialien 2006 (Artikel)
"Drei Stationen an einem Tag, drei am anderen.". Ein E-Mail von Anja Salomonowitz (Regieassistenz) an Lisl Ponger: Protokoll einer Besprechung zu Imago Mundi, Diagonale Materialien 2006.
Imago Mundi - Das Gültige, Sagbare und Machbare verändern
2007
Österreich
37 min
Avantgarde/Kunst, Essay
Deutsch, Englisch
Englisch, Deutsch, Französisch