Viennale Walzer
Nach so vielen Jahren leidenschaftlicher Regiearbeit, weit gestreuter Themen und vielfach eroberter Ästhetiken, schenkte Agnès Varda dem Festival-Trailer der VIENNALE 2004 die Größe der Einfachheit. Sie spricht von Salz und Brot, Meer und Erde, fängt unverstellte und verspielte Bilder ein, einen Kreisel, Salzhügelchen, Gänse vertraut ganz der intimen Beziehung zwischen Kamera und Leinwand am anderen Ende von flüchtigen Illusionen.
Ein erschöpfender, täuschend einfacher Essay zum komplizierten Verhältnis von Kino und wirklicher Welt in anderthalb Minuten. Ein blauer Kreisel dreht sich, nein, fünf bunte Kreisel drehen sich, auf einer spiegelnden Fläche mit einem Schmetterling, Ringelspieltöne weichen vertrauter Musik. Die Kamera schwenkt hoch, offenbart das regungslose Antlitz von Agnès Varda, auf die Bewegung hinunter blickend, und aus dem Off widersprechen ihre Gedanken den Strauß-Klängen, gleich doppelt, auf französisch und in sanft gebrochenem Deutsch: "Ah nein, nicht die Wiener Walzer
ich denke an Film, an das, was jeden Tag geschieht. Ich denke an Brot, an Salz, Erde, Korn, Brot, See, Salz." Und es folgen die Bilder (und Klänge) zu diesen wesentlichen Dingen, eine kleine Abschweifung, in der jede Einstellung musikalisch in die nächste übergeht, und wo Zeit ist, einen zweiten Blick auf die Dinge zu werfen. Um sich zu versichern, und weil das Meer, das Brot, das Salz aus der Nähe betrachtet anders aussehen als aus der Ferne. (Christoph Huber)
Viennale-Trailer 2004: Viennale Walzer
2004
Österreich, Frankreich
2 min