Le Grand Content
Zusammenfassend seien die entscheidenden Lebensfragen, so teilt die männliche Stimme aus dem Off in sanft gebrochenem Englisch gleich eingangs mit, auf drei Begriffe einzugrenzen: auf Wie, Warum und Was - drei Grundfragen, die zugleich auch als die Lieblingswörter internationaler Teenager-Poesiealben nachweisbar seien. Teenager wiederum teilten etwa mit Kaffee und der Börse einen wesentlichen Grundsatz: Sie seien bloß eine Zeitlang heiß. Die Ewigkeit braucht etwas länger, vor allem aber: Zeit. Die man dazu nutzen kann, Abenteuer von wechselnder Intensität zu erleben.
Die wilden Assoziationsketten, die Le Grand Content in Gang setzt, sehen sich perfiderweise in die Sprache neuzeitlicher PowerPoint-Präsentationen übersetzt: in Schnittmengendiagramme, Tabellen und Grafiken. Dabei werden, in aller Ruhe, der Zusammenhang zwischen Bier und Selbstvertrauen und das Verhältnis von (psychischem) Schmerz und (physischen) Narben ausgelotet, aber auch die innere Verbindung von einsamem Eiscremekonsum und stark erhöhtem Selbstekel.
Le Grand Content ist ein subversives Unterfangen: Es führt vor, wie systematisch sich Desorientierung betreiben lässt, wie logisch Nonsens aussehen kann. Die übersichtliche Präsentation gewährleistet, der autoritativen Oberflächen zum Trotz, keinerlei Seriosität. Die Überzeugungskraft der grafischen Ableitungen ist exakt gleich groß wie ihre Absurdität. Die zart klingelnde Musik, die den Film umspielt, betont subtil das ihm zugrunde liegende Prinzip: die Melancholie des Apparats. Le Grand Content ist eine rare Arbeit, von trockenem Witz, ästhetischer Souveränität und lakonischer Präzision. In den vergangenen Wochen ist sie, aus all diesen Gründen, zu einem Überraschungshit auf der Digi-Clip-Website YouTube.com avanciert. Mit einer guten halben Million Zuschauer dürfte Le Grand Content bereits jetzt zu den meistgesehenen österreichischen Filmen der letzten Jahrzehnte zu zählen sein.
(Stefan Grissemann)
Le Grand Content untersucht die allgegenwärtige Powerpointkultur auf ihr philosophisches Potential. Schnittmengen und Diagramme werden zu einem wahren Assoziationskettenmassaker zusammengestellt, das sich die Aufgabe stellt alle Fragen des Universums und noch ein paar mehr zu beantworten und darin natürlich grandiosest scheitert, aber in diesem Scheitern dennoch ein paar bezaubernde Zwischentöne inmitten der großen Themen Tod, Kabeltv, Gefühlen und Hamstern erschafft.
(Clemens Kogler & Karolina Szmit)
Le Grand Content, ein Kurzfilm der beiden jungen Linzer Clemens Kogler und Karo Szmit, hatte schon über eine halbe Million Zuschauer. Im Netz. Auf YouTube gehört die vierminütige Animation, die sich mit bizarren, pastellfarbenen Diagrammen über die Powerpoint-Kultur lustig macht, zu den derzeit beliebtesten Clips. Nur Robbie Williams ist populärer. Als wer? Als der österreichische Film. Ein recht fideles, leicht depressives Phantom.
(Maya McKechneay, In: DER STANDARD)
Le Grand Content
2007
Österreich
4 min