X LOVE SCENES
X LOVE SCENES basiert auf einer Ur-Trope des Kinos: der filmischen Konvention der Liebesszene, die hier als unaufgelöste, traumatische Wiederholung inszeniert wird.
Eine Schauspieler, eine Regisseurin und ein Scriptgirl auf einem Filmset; der männliche Hauptdarsteller ist abwesend. Er wird durch eine Markierung weißes Kreide-X auf schwarzem Flag ersetzt. Während das Scriptgirl den Text einliest, spielt die Schauspielerin gegen eine Leerstelle. Diese Figur basiert auf der Giuliana aus Antonionis Il Desserto Rosso (1964). Die nun zur Schauspielerin gewordene Giuliana ist innerhalb des Film-im-Film-Settings in Sub-Charaktere aufgespaltet. Diese stellen etwa Versionen der Bree aus Klute (Regie: Alan J. Pakula, 1971) und der Hari aus Solaris (Regie: Andrej Tarkowsky, 1972) dar. Das Scriptgirl geht auf Nana aus Godards Vivre sa vie (1962) zurück. Nur die Figur der Regisseurin beruht auf keiner filmhistorischen Vorlage.
Die fünf Sequenzen markieren Stationen einer Liebesgeschichte von der ersten bis zur letzten Begegnung und sind je einer Figur gewidmet. Die darzustellenden Szenen beziehen sich auf die Vorlage und werden in immer neuen Versionen geprobt. X LOVE SCENES konzentriert sich auf die ineinander verwobenen Figurenfragmente als rhizomatische Updates und identitäre Relaisstationen, die codierte Botschaften aus einer technologisch inszenierten Comédie humaine übermitteln. Die andere Seite des Blicks auf die/den Geliebte/n wird als Einstellung auf den Produktionsapparat als ein imaginäres Off und so als Gegenschuss zu einem Begehren inszeniert, das der filmischen Liebesszene unauslöschlich eingeschrieben ist, hier jedoch ins Leere läuft.
Constanze Ruhm
-> www.constanzeruhm.net
X LOVE SCENES
2007
Österreich
58 min