Night Sweat
Das Blau des Himmels über dem Schwarz eines Waldes. Zuckende Blitze über einer Lichtung. Und schließlich eine weiße, mit dunklen Flecken behaftete Mondkugel. Das sind die drei Vorschläge, die Night Sweat zur Untersuchung der technischen Bedingungen visueller Wirkung macht.
Der Film verwendet das analoge Videoformat Hi-8. Dessen besonders unter prekären Lichtverhältnissen evidente, mangelnde Auflösung rückt der Film im ersten und dritten Kapitel ins Zentrum. Dabei arbeitet er musikalisch kongenial mit zerstiebenden Beats, dubbigen Soundschlieren bzw. sich intensivierenden Distortion-Effekten. Das grieselige Nachtblau erinnert in der finalen, herangezoomten Einstellung dieses Teils an das Durcheinander von Bakterien unter dem Mikrosokop: Hinter dem dokumentarischen Schein lebt das Bild.
Im abschließenden Teil "zittert" das Bild, um sich am Ende zu einer scheinbar vertrauten, in Wahrheit aber auch nur durch mediale Apparaturen vermittelten Darstellung des Mondes zu verdichten. Erst im Zoom zurück wird die horizontale Schichtung von Quadern als Außenrand eines hellen Kreises erkennbar.
Night Sweat reflektiert medial präfigurierte Wahrnehmungen und Sichtbarkeiten, nicht ohne sein Publikum affektiv zu involvieren. Dies wird besonders im zweiten Kapitel deutlich, in dem das stroboskopische Flackern der nächtlichen Blitzlichter von einem fauchenden Noise-Soundtrack begleitet wird. Die erhabene Mondbetrachtung prallt hier bewusst brachial auf das Motivarsenal von Horror und Splatter.
(Thomas Edlinger)
Es birgt einen großen Reiz, sich damit zu beschäftigen, wie ein Medium, dessen innerstes Wesen das Licht ist, versucht die Nacht auf die Leinwand zu bringen.
(Siegfried A. Fruhauf)