tulipa
Wie bereits die vorherigen Filme ihrer abstrakten Pflanzenfilm-Reihe konzentriert sich auch Karø Goldts Video tulipa auf Fragen des formalen Zusammenspiels von Farbe und Ton. Dabei dient Goldt erneut ein digitales Blumenbild als Ausgangspunkt ihrer filmischen Auseinandersetzung. Dieses Bild wird in seine elektronischen Farbbestandteile zerlegt und anschließend in ein abstraktes Streifenmuster überführt. Auch in tulipa bleibt außer dem Titel und den elektronisch abgetasteten Farbwerten des Ausgangsbildes somit nichts mehr vom romantischen Genre des Blumenbildes erhalten. Stattdessen werden die farblichen Dynamiken des Bildes vom Motiv der Blume gelöst und erhalten durch den konsequenten Abstraktionsprozess einen starken Eigenwert. Im Verlauf der Farbwechsel im Film zeigt sich deshalb zunehmend sowohl das dynamische Wechselspiel der Farbwerte, als auch das räumliche Potential der Farbe.
Diese elementare Dimension der Filmfarbe verbindet Goldt mit dem elektronisch verzerrten Gitarrensound von pumice und schließt mit tulipa so erneut an das Diskursfeld synästhetischer Wahrnehmung bzw. einer filmischen Farblichtmusik an. Die Dominanz des Visuellen wird in eine Gleichberechtigung von Ton und Bild transformiert. Notwendige Voraussetzung dafür ist jedoch, dass auch der Sound ein ähnlich abstraktes Potential wie die Farbe aufweist: Nicht Harmonien oder Akkorde stehen deshalb im Mittelpunkt dieses Klangs, sondern das Zerlegen des Tons hin zum Geräusch. Der kratzende Sound des an einer Saite entlangfahrenden Plektrons erinnert hierbei an das was Roland Barthes im Zusammenhang mit dem menschlichen Stimmkörper die "Körnung der Stimme" genannt hat. Goldt übersetzt diesen Gedanken in die filmische Maschinerie und eröffnet so den Blick auf die sensuellen Wirkungspotentiale des Mediums.
(Marc Glöde)
Dieser Film steht in einer Reihe von abstrakten Filmen über Blumen. In dieser Werkgruppe treffen sich drei große Themen: meine Leidenschaft für klassische Ölmalerei, meine Leidenschaft für Blumen und meine Leidenschaft für Musik. Meine Arbeit versucht eine moderne Form des Blumenstillebens zu finden, die Bewegung und Ton mit einschließt und die Tradition von Bedeutung und Inhalt mit einbezieht.
(K.G.)
tulipa
2008
Österreich, Deutschland
3 min