speech
Für ihre experimentelle Videoarbeit speech ist Michaela Schwentner der Einladung des französischen Musikers Paul Clouvel gefolgt, seine gleichnamige Komposition zu verbildlichen. Michaela Schwentner ästhetisiert pointiert Paul Clouvels Soundfläche, für die er unter anderem die Sprache des zeitgenössischen Künstlers Joël Frémiot zerlegt hat.
speech erscheint somit als mehrfach überschriebener Kommunikationsprozess zwischen Künstlern verschiedener Disziplinen. Einer Choreografin gleich betreibt die Videomacherin Schwentner die bildlichen Metamorphosen eines Standardtanzes, der in der Unerkenntlichkeit seinen Anfang nimmt. Auf der Tonspur gewinnt ein Text, gesprochen von einer dominanten männlichen Erzählstimme, durch elektroakustische Vorgänge und starke Fragmentierung zusehends an Vehemenz. Schwentner konterkariert subtil den Sound mit weichen abstrakten Körpern, die geisterhaftem Getier und rosaroten Flammen ähnlich auf der Bildfläche pulsieren. Eine malerische Poesie umgibt Schwentners digitale Struktur, der man intuitiv weibliche Sinnlichkeit zuschreibt. Tatsächlich entpuppen sich die visuellen Partikel, die ständiger Transformation und Rhythmusverschiebungen unterworfen sind, als Rumpf und Beine einer tanzenden Frau. In weiterer Folge gesellt sich die Hälfte eines Tanzpartners hinzu.
Und wieder dekonstruiert Schwentner ihr Ausgangsmaterial eine Einlage von Ginger und Fred im gleichnamigen Film von Fellini. Das mit Videoeffekten verfremdete Bild groovt. Das Kleid swingt, verwandelt sich und entfaltet von neuem die Pracht einer strengen Reduktion. Mit speech setzt Michaela Schwentner ihre klare und eigenständige Vision von Abstraktion fort.
(Petra Erdmann)
Bruchstücke einer Rede, nur mehr Wortfetzen bisweilen, Tonsplitter einer begleitenden Klaviermusik. Im selben Maße wie sich die Tonspur in Fragmente auflöst, verflüssigt sich das digitale Abbild der Tanzenden, wird überlagert von vertikalen Rastern und über diese gebrochen und gespiegel. Ein Tanzvideo, leicht und flüchtig wie der Schlag des Schmetterlingflügels, der sich gegen Ende herauszuformen scheint. (Gerald Weber)
speech
2009
Österreich
8 min