Polterabend
Fünf ältere Frauen, lose in zwei Reihen gruppiert, blicken in die Kamera. Ihre Gesichter sind teils nur im Anschnitt zu sehen, eine sechste geht durch das Bild, gesellt sich zu den anderen. Das Bild flackert kurz auf, verschwindet, und die Szene beginnt erneut, dieses Mal mit leicht verschobener Kameraperspektive.
Friedl vom Gröllers (das Pseudonym von Friedl Kubelka) kurzer tonloser Schwarzweißfilm Polterabend, entstanden anlässlich der bevorstehenden Hochzeit der Künstlerin, porträtiert die sechs Frauen im Zustand größtmöglicher Unbewegtheit - gewissermaßen in Umkehrung von Kubelkas fotografischen Verfahren, in welchem sie das einzelne fotografische Porträt über den Zeitraum von Tagen, Wochen, Monaten und Jahren anfertigt und in der Veränderung der Porträtierten auch den Prozess der Zeit festhält.
In Polterabend verharrt die Kamera zunächst bei der Gruppe und nimmt anschließend jede einzelne ins Bild: eine filmische Augenblicksaufnahme, der gleichwohl, in den Gesichtern der Frauen, das Moment der Zeit eingeschrieben ist. Polterabend verzichtet auf eine äußere Handlung und wird gerade dadurch zur Bühne eines szenischen Geschehens, das weniger durch die Beziehung der Frauen untereinander charakterisiert ist als vielmehr durch die Interaktion zwischen den Porträtierten und der Kamera, die manchmal einem subtilen Kampf gleicht. Frontal von der Kamera ins Bild genommen, erwidern die Frauen deren "Blick", manche selbstbewusst, manche skeptisch, und nicht alle halten ihm stand, weichen für kurze Augenblicke in kleinen Seitenhandlungen aus, etwa wenn eine der Frauen an einem Fläschchen riecht.
Kubelka hält die ambivalenten Gefühlsregungen der Frauen im Bild fest. Und lässt, durch die Gegenwart der Kamera, die insbesondere über technische "Fehler" wie die Wiederholung der Anfangseinstellung oder das Wackeln der Kamera bewusst wird, nie vergessen, dass dem Verhältnis Kamera - Porträtierte immer auch ein Moment des Nicht-Authentischen und Konstruierten innewohnt, die Grenzen zwischen Identität, Pose und Inszenierung durchlässig sind.
(Astrid Wege)
Das Setting ist einfach: Gruppenbild mit sechs in zwei Reihen hintereinander platzierten älteren Frauen, die alle in die Kamera schauen. Nur eine Frau riecht an eine Fläschchen.Anlass des Films war Kubelkas bevorstehende Hochzeit. Polterabend zeigt die Reaktionen der Freundinnen, die in ihren Gesichtern pointiert zum Ausdruck kommen. Gesichter erzählen bekanntlich auch Geschichten.
(Dietmar Schwärzler)
"DEAR DIARY" TORONTO'S WAVELENGTHS 6: FLASH POINT CAMERA posted by Livia Bloom (Kritik)
posted by Livia Bloom @ 9/20/2009 10:30:00 PM
Not all moviemaking requires that type of time commitment, however. The films I found most striking in the 2009 Toronto International Film Festival (along with Werner Herzogs inspired feature Bad Lieutenant: Port of Call: New Orleans) were two short works by British-born artist Friedl vom Gröller (aka Friedl Kubelka). A remarkable still photographer, Kubelkas eye for detail and portraiture shines in her 16mm cinema work. Polterabend (Hen Night) is a tiny film that she photographed just prior to her wedding. It depicts six women who watch the camera and the audience, and who are watched by us in return. Initially, the group stares together; later they stare in individual blinking portraits.
In her on-stage introduction, Kubelka emphasized the ease with which her films are created they are shot on 3-minute reels and use only in-camera editing and encouraged audience members who might be intimidated by filmmaking not to be afraid to pick up a camera. The seeming simplicity of Kubelka's work is its strength, and Polterabend exhibits a mesmerizing power. It goes beyond the familiar portraiture found in generations of frozen paintings by including subjects's fidgets and ticks, and proves itself a perfect illustration of moving image medium specificity.
Passage Briare records Kubelkas flirtatious encounter with a mysterious man; she comes to sit beside him as they are filmed by her camera. Despite the brevity of the piece again only 3-minutes, the length of a single film magazine the chemistry between the pair is palpable. The way they gaze at each other and at the camera is lively and enticing. Passage Briare records a tiny playful and intimate interlude that is a joy to behold.
http://www.filmmakermagazine.com/blog/2009/09/dear-diary-torontos-wavelengths-4-flash.php