Rimini
Alex arbeitet als Projektleiter bei einem Autoteile-Zulieferer - und hat die Schnauze voll. Das sieht man ihm auch an. Als beim Abschlussmeeting des alten Projekts gleich das nächste angekündigt wird, geht er wortlos und beschließt, sein Leben zu ändern. Er lernt die Filmstudentin Anna kennen und verfällt der Idee, dass sie einen Dokumentarfilm über ihn drehen soll. Vielleicht fällt der neue Lebensentwurf leichter, wenn man den alten erstmal Revue passieren lässt?
Gleichzeitig hat der Kriminalbeamte Hans ein anderes Problem: Er ist suspendiert, weil er bei einer Festnahme handgreiflich geworden ist. Doch auf eigene Faust ermittelt er weiter gegen eine Bande von Jugendlichen, die wahllos Passanten angreift und die Überfälle als "Happy Slapping"-Videos im Internet veröffentlicht.
Diese beiden scheinbar völlig unterschiedlichen Charaktere sind die Hauptfiguren im vielschichtigen ersten Langfilm des Österreichers Peter Jaitz. Sein Hauptthema sind die Unterschiede zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung.
Während Alex freiwillig alles hinwirft, um aus der Normalität auszubrechen, wir Hans von den äußeren Umständen gezwungen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Beide wirken auf ihre Art besessen.
Mit großer Gelassenheit schickt Autor und Regisseur Peter Jaitz seine getriebenen Figuren ins Rennen um ihre Existenz. Der Film bleibt dabei immer sparsam in den Mitteln - genau wie die Schauspieler. Andreas Winter bringt als Alex ohne große Worte, allein mit seiner Mimik alle Leere und Langeweile auf die Leinwand. Robert Reinagl gibt als Hans glaubwürdig den von sich und der Welt desillusionierten Kripomann.
Wenn der Film Zeitgeistphänomene wie das "Happy Slapping" und die dabei gedrehten Handyfilme aufgreift, bleibt die Kritik stets so dezent, dass sie die Handlung nicht aus dem Tritt bringt. Es entsteht ein stimmiges Gesamtbild, in dem auch Peter Jaitz seine Figuren und ihre Welt zu beobachten scheint, ohne sie zu lenken.
(Thomas Mang, In: SR Online, 2009)
Rimini
2009
Österreich
83 min