Once at Miracle Mile
Dem Pearl M. Mackey Apartment House in Los Angeles, 1939 erbaut von Rudolph M. Schindler, gilt Sasha Pirkers ganze Hinwendung. Nicht abgefilmte Architektur ist ihr Vorhaben, nicht bloßes Festhalten, Dokumentieren, sondern eine (wiewohl dezente, rücksichtsvolle) Bearbeitung und Erfassung des Gebäudes. Was im konventionellen Spielfilm oft eine Verlegenheitslösung darstellt, erhebt Pirker zum stilistischen Generalprinzip ihres Kurzfilms, mit einem verblüffenden Ergebnis: Viel mehr als man meinte, vermögen Überblendungen zu leisten.
Ganz ruhige und doch manchmal zögernde Schwenk-Kreisbewegungen mehrerer Kameras werden ineinander geblendet. Once at Miracle Mile spielt mit dem Auge und den Erwartungen des Betrachters: Im Hintergrund eines Schwenks erscheint ein zweiter, jedoch löst der zweite den ersten nicht ab, zumindest nicht sofort, die Schwenks laufen parallel, die Aufmerksamkeit des Zuschauers, die schon beim Kommenden gewesen war, wendet sich zum Gewesenen zurück, springt, nein, gleitet hin und her.
Ein Tanz wie in Zeitlupe, durch das Gebäude, ein Tanz mit dem Gebäude, eine Verschmelzung von Innen und Außen, eine Gleichzeitigkeit der Blicke, wie wenn man an dem Haus vorbeiginge und sich selbst an einem der Fenster stehen sähe. Alles ist möglich auf der Miracle Mile an diesem milden kalifornischen Nachmittag.
Eine filmische Liebeserklärung an ein Haus, ernst und zart. Eine Erinnerung daran: Once.
Bernhard Seiter
Once at Miracle Mile
2009
Österreich
9 min 10 sek