THE KURUKSHETRA-REPORT
Kurukshetra – das Feld der mythologischen, 18-tägigen Schlacht, die detailreich in den 100.000 Doppelversen des urhinduistischen Mahabharata-Epos erzählt wird.
Der Kurukshetra-Report – Spiele in einem leeren weißen Raum. Zwei Männer im Clinch: schlagen, prügeln, treten, würgen, stöhnen, wimmern, schreien. In schnellem Wechsel vertraute Gewaltdarstellungen des Kinos und anderer Künste. Das Ballett fernöstlicher Martial-Art neben geschminktem Blut-Realismus. Aber hier nicht gerechtfertigt oder erklärt. Keine Story, keine Motive, einfach so. Provokation und Stoff für die endlose Zensur-Debatte, die um die Vermutung kreist, dass Filme Gewaltbereitschaft provozieren und fördern, den Zuschauer zum Opfer machen.
Wie aber, wenn der Zuschauer gar nicht so unschuldig ist? Wie, wenn er sich gar in einem Akt der Regression lustvoll auf Bilder der Gewalt einlässt? Das gab es doch schon und nicht nur in den Träumen. Aufs Schönste ausgebildet in einem verschollenen Filmgenre, im Slapstick, aber auch in den Cartoons: ein unablässiges Hauen und Stechen, ein Sturzbach von Gemeinheiten. Infantiler Sadismus, polymorph-perverse Sexualität. Diesen Filmen hat einmal ein weltweites Publikum zu ungeheurem Erfolg verholfen – und Zensur und Kritik mobilisiert. Das sei einfach nur vulgär – was ja stimmt.
Doch das Bild des schlicht regredierenden Zuschauers ist unvollständig. Der infantile Spaß geht eine paradoxe Verbindung ein mit der Begutachtung und der Bewunderung für die Artistik der Darstellung, die keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass bei den ungeheuerlichen Attacken niemand zu Schaden kommt. Was schließlich auch für den Spielfilm und seine Stars gilt. Darum seien auch Alexander Pach und Marc Patrick Dressen bedankt, die sich für Ascan Breuers Gewalt-Demonstration so gekonnt niedermachen.
(Werner Dütsch)
THE KURUKSHETRA-REPORT
2009
Österreich, Deutschland
8 min