Regen

Magdalena Barthofers kurzer Film Regen zeigt Regen, und er bringt Regen zu Gehör, nichts sonst. Regen in der Nacht. Weiße Punkte im Schwarz, sie fallen, von der Kamera weg, von mir weg, später weiße Punkte, die zu langen Linien werden, als sie auf mich zusausen, Strichregen. Die Tropfen treffen auf etwas, auf Widerstand, das macht ein Geräusch, weniger ein Prasseln als ein Knattern, der Niederschlag erzeugt zudem ein Hintergrundrauschen. Regen ist ein gegenständlicher Film. Sein Gegenstand ist ein flüchtiger.
Regen steht in der Tradition der Filmmoderne. Licht trifft auf die Leinwand. Regen knistert wie die Tonspur. Die alte Sache mit der Avantgarde, das Medium beschäftigt sich mit sich selbst.
Man kann aber auch anderes mit dem Film anstellen: Man kann sich von ihm trösten lassen. Man kann sich aus dem Regen ins Kino flüchten und sich Regen anschauen. Wie man aus dem Fenster schaut. Er zeigt eine alles Mystischen entkleidete Natur. Nüchtern kann er Schönheit von sich behaupten. Schön ist im Falle dieses Films das, was frei ist. Schön ist die Unberechenbarkeit: Was man sieht und hört, ist vom Zufall bestimmt. Regen folgt einem aleatorischen Prinzip. Schön ist der Einfall, dem Zufall alle Macht zu geben. Planvoll schaltest du die Kamera ein, was folgt, liegt nicht mehr in deiner Macht. Wie bei einem Würfelwurf. Ein Würfel fällt, was werde ich würfeln? Regen fällt, welche Ideen in Form von weißen Punkten und Linien werden aufleuchten? Wo und wann? Der Film ist ein Feuerwerk für Ungläubige. Bernhard Seiter


Regen, von oben gefilmt, von unten gefilmt. der Ton hackt aufgrund der Regenschutzfolie, die um die Kamera geschnallt wurde. Hinleitend waren Überlegungen zum Kinoraum, der den Besucher stets in horizontaler Position in eine Erfahrungsform zwingt.
Das Bild selbst zerfällt in einer Abstraktion, die an einen Screensaver erinnert, durch unentschlossene Bewegungsabfolgen doch fremd wirkt.
Der Sound der beiden Einstellungen ist ident und holt beide Bilder in ihre Gleichzeitigkeit zurück. Magdalena Barthofer