Der Phototermin
Der Phototermin ist ein Film über Paare.
Ein menschliches Paar: Mann und Frau, nicht mehr jung, doch ausgelassen wie Kinder, wenn sie gemeinsam lachen. Und ein analoges Paar: Spiegelreflex-Fotoapparat und 16mm-Filmkamera, die sich gegenseitig abbilden.
Zunächst beobachtet die Eumig vom Stativ die Arbeit der Fotografin (der dritten Person im Raum). Das Filmbild zeigt sie bei der Arbeit - auslösen, laden, auslösen - und im Vordergrund ihr Motiv: das erst befangene, dann ausgelassene Paar auf der Couch. Die Frau überrumpelt den Mann mit einem Kuss, schubst ihn raus aus seiner Hausherrenpose und entlockt ihm ein schalkhaftes Lächeln. In der zweiten Szene sind die beiden auf einem Altwiener Balkon: Schwarz gekleidet vor schwarzem Schmiedeeisen, er mit sonntäglichem Hut; und wieder wird er überrumpelt. In der dritten Anordnung sitzt der Mann in einem Zimmer, die 16mm-Kamera filmt seinen Kopf von hinten.
Erst die Gegenschüsse der Fotokamera vervollständigen am Ende das Bild: Der Blick zurück zeigt das Off der Filmkamera, Friedl vom Gröller, die Porträtierte, jetzt als Filmemacherin, die die Kamera einstellt, bevor sie selbst ins Bild tritt.
Aus der jahrzehntelangen Reihe von Selbst- und Familienporträts, die die Fotografin und Filmemacherin Friedl vom Gröller (früher: Friedl Kubelka) anfertigte, blitzt Der Phototermin humorvoll hervor: In der Anordnung mit zwei Kameras wird vom Gröller in ihrer Doppelrolle als Abbildende und Abgebildete sichtbar.
Der Titel, der das "Photo" bewusst mit antiquiertem PH buchstabiert, verortet vom Gröllers Arbeit dabei im Zeitalter des Analogen. Aber genau das ist ja das Schöne: Gedreht auf körnigem Schwarzweißmaterial birgt die strenge äußere Form des "Phototermins" ein Lachen über sich selbst, das Altern, das Künstlerinnendasein und die Liebe. Auch ohne Tonspur glaubt man es beinah zu hören.
(Maya McKechneay)
Unbefangenes, verschmitztes Lachen auf 16mm-Filmmaterial. Im Blick der Kamera ein älteres Paar auf dem Sofa sitzend, dahinter eine analoge Spiegelreflexkamera. Die Fotografin und Filmemacherin Friedl vom Gröller (früher: Friedl Kubelka) tauscht und überlagert in Der Phototermin die Rollen. Immer wieder huscht sie selbst ins Bild, bildet ab, wird abgebildet.
(Diagonale Katalog, 2011)