P.R.A.T.E.R.
Dokumentarische Aufnahmen des Praters in verschiedenen Kamera- und Schnittechniken; die Bilder sind zum Teil realistisch, aber auch tachistisch aufgelöst.
Im Ton eine Collage aus realen Geräusch- und Musikaufnahmen und Lautgedichten Ernst Jandls. (E.S. jr.)
Ursprünglich als Projekt der Filmakademie geplant, hatten deren Granden absolut kein Verständnis dafür, daß Schmidt hier "verschiedene Techniken der Montage und 16mm Kameraführung, teilweise mit tachistischer Auflösung" und "im Ton fragmentarische Wirklichkeitswiedergabe, Geräuschfetzen, Fragmente von Interviews, einmontierte Lautgedichte Ernst Jandls" zum Einsatz bringen wollte. Schmidt verließ die Schule. Von den burgenländischen Stätten der Hochkultur (Steine) wandte er sich jenem Ort zu, an dem einst das Medium Film zur Welt kam. Schmidt will ihm bei der zweiten, verspäteten Geburt ins Zeitalter der Moderne hinein behilflich sein. Wie schon Steine ist P.r.a.t.e.r. von einem stark repetitiven Duktus geprägt. Das Hauptinteresse Schmidts gilt den Menschen, ihren Gesichtsausdrücken und Blicken. Der Film hat zwei Teile; während der erste wie ein Exposé der Hauptthemen wirkt, wird deren Bearbeitung und Auflösung im zweiten intensiviert. Die Einstellungen werden immer fragmentarischer, beiläufiger; erstmals schneidet Schmidt Negativmaterial ein. War der Ton in Steine nach gängigen Standards noch sorgfältig komponiert, wird er in P.r.a.t.e.r. ständig ein- und ausgeblendet, sind die Sprachcollagen selbst aus Bruchstücken zusammengewürfelt. Sogar die knappen Gedichte Ernst Jandls bleiben nicht verschont.
(Peter Tscherkassky, Die rekonstruierte Kinematografie, in: Horwath/Ponger/Schlemmer (Hrsg.), Avantgardefilm Österreich)
P.R.A.T.E.R.
1963 - 1966
Österreich
21 min