Lebensretter Konstantin
Konstantin, Medizinstudent und freiwilliger Sanitäter, ist ein verklemmter junger Mann. Für seine Kommilitonen ist er der Sonderling, der keine Freundin hat und den man deswegen gerne aufzieht. Dann stolpert eine junge, selbstzerstörerische Frau in sein Leben. Sie tanzt in Konstantins Stammkneipe sturzbetrunken zu Falcos „Jeanny“, entblößt sich und bricht zusammen. Aus einer Mischung aus Helfersyndrom und Faszination nimmt Konstantin sie mit zu sich. Als er am nächsten Morgen nach ihrem Namen fragt, bekommt er nur ein Achselzucken. „Dann heisst halt Jeannie“, entgegnet er spontan, „Also, wie die ... bezaubernde Jeannie“. Sie, eher Jeanny, das einsame Mädchen aus dem Skandalsong, ist für Konstantin wie das Geistwesen aus „I Dream of Jeannie“, das dem gehorcht, der die Flasche öffnet und es rettet. Für einen Moment haben sich da scheinbar zwei verlorene Seelen gefunden. Als er jedoch ihre Grenzen überschreitet, schlägt sie um sich. Als sie sich ihm später – auch körperlich – annähert, zieht er sich reflexhaft schutzsuchend zurück. Bis sie ihn, aufgebracht ob seiner Blockaden, verlässt. Aber Konstantin trifft sie noch einmal. Im Dienst klaubt er sie erneut im Vollrausch auf, stolpert ihr im Rettungswagen in die Arme – und lässt es geschehen. Er sucht ihren Halt und, „There´s someone who needs you“, sie den seinen – wenn vielleicht auch nur für den Moment. Mark Gerstorfer erzählt eine Geschichte von Nähe. Meist ist dazu eine bewegte Kamera unmittelbar bei Konstantin – unterbrochen durch statische Kameraeinstellungen, die dem Betrachter intime Blicke aus beobachtender Distanz erlauben, ohne dass er zum Voyeur wird. Eher zu einem Beobachter und Begleiter, der selbst erst lernen muss, den jungen Mann zu fassen und zu verstehen.
(Markus Prasse)
Konstantins Leben spielt sich zwischen Medizinstudium, freiwilligen Sanitätsdiensten und Stammlokal ab. Blödschwätzende Kumpels hat er, eine Freundin hat er nicht. Bis er eines Nachts eine sturzbetrunkene junge Frau bei sich aufnimmt. Ihr exhibitionistisches Auftreten und ihr selbstdestruktiver Gestus lösen in Konstantin etwas aus, das über die Bedienung seines Helfersyndroms hinausgeht. Will er mit ihr seine Verklemmung überwinden? Gerstorfers Film erzählt von zwei Menschen, die schwer zu verstehen sind. Und er erzählt von Nähe, die vielleicht nur in einem bestimmten Moment möglich ist.
(Viennale Katalog 2011)
Lebensretter Konstantin
2011
Österreich
30 min