3 Stimmen
„Man hatte mir, einem Kind von fünf Jahren, nicht gesagt, dass wir auswanderten. Ich ging in den Kindergarten, und jegliches Geplapper hätte gefährlich werden können. Stattdessen hieß es, wir machten eine lange Reise.“ Mit diesem Zitat des Schriftstellers Vladimir Vertlib leitet Miriam Bajtala ihre Arbeit 3 Stimmen ein. Ein Mann, eine Frau und die Stimme der Künstlerin, die aus dem Off zugespielt wird, erzählen eine Migrationsgeschichte mit autobiografischem Hintergrund in jeweils drei Sprachen – slowakisch, deutsch und englisch.
Pausen und Überlappungen rhythmisieren die Performance, in deren Lauf die beiden SchauspielerInnen das Gesprochene immer wieder mit Gesten untermalen. Es scheint, als hätte sich die Narration auf ihren Körper übertragen.
Nur die Stimme der Künstlerin, die den Text in der „alten“ Sprache, dem Slowakischen spricht, bleibt körperlos, an- und abwesend zugleich. Das Schauspielerpaar verharrt ebenfalls in Isolation – erst mit der Zeit fällt auf, dass sich die Performer in getrennten Räumen befinden.
Doch die eigentliche Aufmerksamkeit der Arbeit gilt der Auseinandersetzung mit einer Fremdsprache, die hier für eine völlig neue Lebenssituation steht: „Irgendwie ist die neue Sprache dann doch über mich eingebrochen“, heißt es an einer Stelle. Das Repetitive – das der Film aufgrund der dreifachen Wiederholung der Erzählung bereits in sich trägt – zählt zu den wesentlichen Techniken des Spracherwerbs, und doch steht am Schluss die Frage: „Wann wird aus Wiederholungen ein Erkennen?“
Miriam Bajtalas konzentrierte, ruhige Arbeit reflektiert auf komplexe Art das Sich-Aneignen und Heimisch-Werden in einer neuen Sprache und einem neuen Land; darüber hinaus erforscht sie behutsam die Begrenztheit menschlicher Kommunikationsfähigkeit. (Nina Schedlmayer)
3 Stimmen
2011
Österreich
12 min 54 sek