Le Barométre
Ist die Kamera nur ein technisches Auge zur Aufzeichnung von Wirklichkeitsausschnitten, oder kann sie mehr? Verändert sich die Selbstwahrnehmung sowie die Selbstdarstellung im Bewusstsein der Aufzeichnung, der Reproduzierbarkeit? Friedl vom Gröller untersucht mit Hilfe der Medien Fotografie und Film die Rollen der Filmemacherin und ihres Modells.
Seit den 1970er Jahren fokussiert Friedl vom Gröller, als Fotografin bekannt unter ihrem Namen Friedl Kubelka und mittlerweile auch psychoanalytisch ausgebildet, in ihrem fotografischen und filmischen Werk auf das Porträt. In den Filmen, die an Traditionen des französischen Autorenkinos und des Avantgardefilms anknüpfen, bittet vom Gröller den/die ProtagonistIn lediglich, in die Kamera zu blicken. Die Akteure sind Menschen ohne schauspielerische Ausbildung, oft aus dem persönlichen Umfeld der Künstlerin - Familie und Freunde. Sie setzen sich der Kamera aus wie einem Spiegel. Der Filmapparat zeichnet jede Regung, jedes Indiz einer Befindlichkeit auf und offenbart so das Wesen der gefilmten Person.
(Brigitte Reutner)
Für Le Baromètre, Laurent, Herachian hat Friedl vom Gröller drei fremde Männer zu sich in ihre kleine Pariser Wohnung eingeladen und mit einem Striptease konfrontiert; und die Reaktionen der Männer aufgezeichnet.
Friedl Kubelkas Filme, alle ohne Ton, erzielen ihren Reiz auch durch eine gewisse Unverfrorenheit bzw. Leichtigkeit, feiern im besten Sinne des Wortes den Dilettantismus – Unschärfen, ein Ruckeln des Bildes oder eine zu langsame Laufgeschwindigkeit der Kamera werden ähnlich wie bei Warhol nicht korrigiert – und zeichnen sich über einen stilsicheren Blick bzw. das einnehmende Interesse Kubelkas am Menschen aus.
(Dietmar Schwärzler)