INTERMEZZO (Notes on Film 04)
Eine furiose Szene, virtuos neu montiert, sich immer mehr steigernd und doch nicht von der Stelle kommend. Ein kurzer Ausschnitt aus Charlie Chaplins The Floorwalker (Der Ladenaufseher, 1916) dient als Ausgangssequenz für INTERMEZZO. Chaplin auf einer Rolltreppe, damals Inbegriff mechanisch-technischer Modernität, gegen deren Lauf flüchtend vor einem monsterhaften Verfolger; daneben eine weibliche Schaufensterpuppe als statuarischer Kontrapunkt. Die Einstellungen, die Pfaffenbichler aus dem Originalfilm herausgelöst, vergrößert, teils ins Negativ gesetzt bzw. farblich verfremdet hat, sind nach einem besonderen Versschema geordnet: ABABA BCBCB DCDCD und so fort, wobei der gewählte Ausschnitt immer näher an das Geschehen heranrückt und die Verzahnung der Bilder immer vertrackter wird. Gleichzeitig geriert sich die begleitende Musik immer wilder und ungestümer, was dem rasenden Stillstand kongenialen Ausdruck verleiht. Die eigens komponierte Metal-Miniatur auf Gitarrenbasis (produziert von Sofa-Surfers-Mitglied Wolfgang Frisch) legt sich bewusst quer zu herkömmlicher Stummfilmbegleitung mittels Klavier oder zeitgemäßer Electronic. Dafür wird so der elementaren Bewegungsdynamik – Davonlaufen, Verfolgt-Werden, Nicht-vom-Fleck-Kommen etc. – eine umso eindringlichere Klangdimension verliehen. Furios auch das immer tiefere, mittels Blow-up bewerkstelligte Eindringen in den Lauf der Dinge: Dies geht gleichsam bis ins Herz der filmischen Optomechanik, die unserer trägen Wahrnehmung Bilder als Bewegung und Bewegungen als Bild eintrichtert. So unerbittlich die Rolltreppenmechanik im Lauf des Films näher rückt – am Ende bleibt davon nur noch eine Art abstraktes Kaderflimmern –, so erlösend wirkt die vielmalige Wiederholung zugleich. Gefasst werden und doch immer wieder entkommen – wie ließe sich der vom Film ausgelöste Betrachtereffekt besser (und heftiger) auf den Punkt bringen?
(Christian Höller)