NACH JERUSALEM
Was ist aus dem Traum von einer jüdischen Heimat geworden?
Auf der Straße von Tel Aviv nach Jerusalem. Ein dokumentarisches Road movie: Lastwagen, Tankstellen, Bauarbeiter, Soldaten, russische Einwanderer, Taxichauffeure, Sicherheitswachen... Begegnungen auf nur 60km mit verschiedenen Landschaften und persönlichen Geschichten.
Es geht in NACH JERUSALEM nicht um eine chronologische Geschichtsschreibung oder um eine eindeutige Einschätzung der kurzen und konfliktbeladenen Geschichte Israels, sondern um eine Momentaufnahme, die sich als Leitmotiv das Markersche Prinzip zu setzen scheint: MAN WEISS NIE, WAS MAN DREHT. So sieht man in dem Film kein einziges Mal Steinewerfer, aber man hört immer wieder Schüsse oder Flugzeuge.
Unterwegs nach Jerusalem eröffnen sich nicht nur vielfältige Landschaften, profane und religiöse Bauten, in diesem Land oft von mehreren Seiten mythologisch besetzt, sondern auch unterschiedlichste Kulturen: Da sitzen in stoischer Ruhe Äthiopierinnen, deren mangelnde Fremdsprachenkenntnisse von ihren neuen Landsleuten befremdet wahrgenommen werden; da sind eben zugezogene russische Jüdinnen, die mit Überzeugung von der Stärke Israels erzählen. Aus ihren Gesichtern spricht noch der Traum, den sie aus Osteuropa mitgenommen haben, und an den Tschaikovskys SERENADE MÉLANCOLIQUE als wiederkehrendes Motiv erinnert. Der Film muß unterwegs enden, weil der Sehnsuchtsort nicht mit dem realen Jerusalem übereinstimmen kann.
Aus CHRISTA BLÜMLINGER, Le souvenir partagé (Retour de memoire. Rencontres cinématographiques de la Seine-Saint-Denis), Paris 2000
NACH JERUSALEM
1990
Österreich
85 min